Kommentar Der Führungsstreit in der Piratenpartei - Digitaler Sturm

So kapert man kein Schiff. Erst erobern die Piraten als gefühlter Gegenentwurf etablierter Parteien Landesparlamente in Berlin, Schleswig-Holstein, dem Saarland und Nordrhein-Westfalen.

Doch schon bald nachdem die Piraten mit dem Charme des Unfertigen und Unkonventionellen Zehntausende Protest-, Wechsel- und Nichtwähler hinter sich gebracht haben, tun sie, was Piraten eben so tun: Sie streiten sich um die Beute und über den künftigen Kurs des Piratenschiffes.

Seit Monaten sind sich die Chefpiraten uneins, schreiben sich Droh-SMS und zoffen sich darüber, wie radikal die Partei denn nun sein will und sein soll. Top-Down, eine Partei also, in der der Vorstand anordnet, was die nachgeordneten Gremien zu machen und denken haben, das wollen die Piraten nicht sein.

Dafür nehmen ihre Führungsleute auch manchen "shitstorm" in Kauf, wie sich massenweise Entrüstung im Netz heute schimpft. Netzdemokratie kann ziemlich gnadenlos sein, weil jeder alles sehr schnell öffentlich machen kann. Aber digitale Ureinwohner, wovon es bei den Piraten viele gibt, kennen sich im Dschungel des Netzes gut aus.

Protest allein ist kein Programm, auch wenn er Luft machen und Unzufriedenen wieder das Gefühl von Mitbestimmung und Einflussnahme zurückgeben kann. Die Piraten sind mittlerweile auf dem Boden der Tatsachen angelangt. Und der verheißt eben keine Luftschlösser, sondern aktuell gerademal drei Prozent im Bund. Sie können sich weiter streiten. Wenn sie wollen - bis in die Bedeutungslosigkeit.

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