Kommentar Der Fall Assange - Anerkennung verdient

Julian Assange wird unter den aktuellen Umständen nicht aus der ecuadorianischen Botschaft in London herauskommen und macht sich damit zu einem freiwilligen Gefangenen. Derweil streitet sich die Welt, ob ihn seine Wikileaks-Enthüllungen zum Helden oder Verräter machen, oder ob er doch ein Verbrecher ist.

Aber geht es nicht um deutlich mehr als um die Person Assange? Er hat der Plattform ein Gesicht gegeben, doch in der Diskussion wird oft das große Ganze vergessen. Egal, ob die Kritik an Assange fair oder ungerecht sein mag, ändert es nichts daran, dass Wikileaks mit den Veröffentlichungen unter anderem über den Einsatz in Afghanistan und im Irak öffentliche Debatten angestoßen hat, die längst überfällig waren.

Dass nun Assanges' mutmaßliche Vergehen ins Zentrum der öffentlichen Aufmerksamkeit gerückt sind, blamiert die westlichen Gesellschaften. Im Mittelpunkt der Diskussion sollten die Verfehlungen der Regierungen stehen, die immer wieder im Verdeckten Gesetze übertreten und Menschenrechte außer Acht lassen. Unsere Geheimdienste haben sich offenbar dafür entschieden, die eigene Bevölkerung auszuspionieren, anstatt uns vor jenen zu beschützen, die uns bespitzeln.

Whistleblower und Internet-Aktivisten wie Assange, Chelsea (vormals Bradley) Manning oder Edward Snowden bieten den Mächtigen dieser Welt die Stirn, indem sie Skandale aufdecken. Für ihren Idealismus nehmen sie ein großes Risiko auf sich und bezahlen häufig ein Leben lang für ihren Mut. Das verdient Anerkennung - ganz losgelöst von persönlichen Fehlern.

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