Kommentar Der Ärger nach Steinbrücks Italien-Kritik - Berlusclownie

Erstens: Peer Steinbrück hat Recht. Zweitens: Er darf das nie öffentlich sagen. Drittens: Für seine Berlusclownie-Analyse des Wahlausgangs in Italien beansprucht der SPD-Kanzlerkandidat eine Beinfreiheit, wie es sie noch nicht einmal in der Ersten Klasse gibt.

Und dafür muss man bekanntlich sehr teuer bezahlen. Und viertens: Italiens Staatspräsident Giorgio Napolitano hat nun ein Treffen mit Steinbrück abgesagt. Grazie, no! Das hat der frühere Bundesfinanzminister jetzt von seiner Meinungsfreude und Beinfreiheit, die er sich von seiner Partei als Kanzlerkandidat gewünscht hatte.

Egal, ob er im Steuerstreit mit der Schweiz die Kavallerie von Fort Yuma losschickt oder trotz eigener üppiger Vortragshonorare das im Vergleich zu Vorstandschefs großer Konzerne mickrige Kanzlergehalt kritisiert. Oder wenn er jetzt den Sieg zweier "Clowns" bei der Parlamentswahl in Italien beklagt, um Steinbrück wird es auch nach dem Trubel um den stillgelegten "peerblog" (den Unterstützer initiiert haben) nicht ruhig.

Bei einem Kanzlerkandidaten wäre mediale Ruhe auch schlecht. Doch warum packt der SPD-Mann immer gleich die ganz große Trommel aus? Cinque Stelle, also fünf Sterne, wie der Komiker Beppe Grillo seine populistische Anti-Parteien-Bewegung in Italien genannt hat, bekommt Steinbrück für seinen jüngsten Beitrag nicht.

Natürlich ist es bedenklich, wenn mehr als 50 Prozent der Italiener für Berlusconi und Grillo und somit gegen Reformpolitik gestimmt haben. Aber der Befund der Clowneske gehört ins Hinterzimmer der Analyse, nicht auf den Marktplatz.

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