Kommentar Den Verfall stoppen

Meinung | Bonn · Seit fast einem Jahrzehnt wird in Bonn diskutiert, was mit dem maroden Stadthaus passieren soll: Sanierung oder Neubau? Auch nach mehreren Studien und Gutachten traut sich niemand an eine Antwort dazu.

 Stadthaus in Bonn.

Stadthaus in Bonn.

Foto: Benjamin Westhoff

Da zerbröselt dem Beobachter der Geduldsfaden wie der Beton an den Fassaden der Oper: Seit fast einem Jahrzehnt wird in Bonn diskutiert, was mit dem maroden Stadthaus passieren soll, dem man aus Sicherheitsgründen schon die Glaselemente an den Außenwänden abmontieren musste. Sanierung oder Neubau – das ist die Frage, die sich nach mehreren Studien und Gutachten immer noch niemand zu beantworten traut.

Immerhin: Die letzten Gutachter halten einen Neubau für die wirtschaftlichste Lösung. Immerhin: Oberbürgermeister Ashok Sridharan plädiert schon einmal dafür, den Neubau, wenn er denn kommt, am bisherigen Standort zu errichten. Das würde allerdings bedeuten, dass die Stadt während der Abriss- und Bauzeit für etliche Jahre eine Interimsunterkunft mieten müsste. Das wäre nicht der Fall, wenn der Neubau woanders stehen würde – auf dem Gelände des Ex-Landesbehördenhauses etwa.

Aber: Eine Entscheidung fällt sowieso noch längst nicht, weil eine neue Arbeitsgruppe weitere offene Fragen klären soll. Warum, bitteschön, erst jetzt? Warum dauern so wichtige Prozesse in der Bonner Verwaltung so unfassbar lange? Dabei tickt die Uhr für die vernachlässigten Stadtimmobilien seit Jahren, wie das Trauerspiel in der Godesberger Stadthalle zeigt.

Ob Schauspielhaus, Godesburg, Frankenbad oder verfallende Schulen: Es bröckelt überall, und das Städtische Gebäudemanagement Bonn (SGB) hat seine Überforderung zuletzt bei der Beethovenhalle nachdrücklich unter Beweis gestellt. Weder der zuständige Stadtdirektor Wolfgang Fuchs noch Sridharan als Verwaltungschef haben diese Probleme, die seit langem offenkundig sind, wirksam angepackt. Zwar bekam das SGB zusätzliches Personal. Aber die Verwaltungsspitze hat über Jahre zugelassen, dass das Gebäudemanagement nur eine kommissarische Leiterin hatte, die ihrer Aufgabe offenbar nicht gewachsen war.

Der Vorschlag der Stadthaus-Gutachter, einen privaten Generalunternehmer mit dem Neubau zu beauftragen, ist absolut vernünftig. Der Stadt fehlen Zeit, Fachpersonal und Kompetenz, um die Versäumnisse der Vergangenheit allein mit eigenen Kräften auszubügeln.

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