Kommentar Datenschutz - Ansehnlich

BRÜSSEL · Europa bekommt ein Datenschutz-Recht, das an die Erfordernisse der digitalen Welt angepasst wurde. Nun werden die Experten erklären, warum die Regelungen sowieso technischer Humbug sind, weil man sie austricksen kann.

Und die Befürworter dürften betonen, dass die Neuerungen wenigstens eine pädagogische Funktion des Wachrüttelns und Aufmerksam-Machens erfüllen. Beides zeigt: Diese Datenschutz-Grundverordnung ist zwar gut. Aber ob sie ihre Ziele erreicht, den Usern mehr Rechte zu geben, hängt weder von den Konzerne noch von den künftigen Meldestellen ab, sondern vom Verbraucher selbst.

Wer alles, was kleingedruckt ist und als Datenschutz-Erklärung daherkommt, ungelesen mit einem Mausklick annimmt, und seine privatesten Fotos preisgibt, trägt eine Mitverantwortung. Dass der Schutz von privaten Daten vernachlässigt wurde, hat nicht nur mit Geschäftspraktiken der Konzerne zu tun, sondern auch mit der Tatsache, dass die Bürger auf Rechte, die ihnen zustanden, verzichteten. Google, Facebook oder Microsoft sind keine Wohlfahrtsorganisationen sind, die aus Menschenliebe ihre Netzwerke für Kontakte und private Tagebücher anbieten.

Im Gegenzug für kostenfreie Zugänge brauchen sie den Rohstoff der digitalen Welt, um damit ihre Investitionen zu erwirtschaften: Daten. Das klingt nach einem Appell für die völlige Freigabe, was mitnichten der Fall ist. Die Weiterverarbeitung persönlicher Informationen für andere Anbieter ist nicht per se unanständig. Aber es sind Regeln notwendig, manchmal auch um die User vor sich selbst zu schützen.

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