Kommentar CSU - Was denn nun?

BERLIN · Es gibt wohl keinen aktiven Politiker in Deutschland, den sein Geschwätz von gestern so wenig schert wie diesen hier: Horst Seehofer.

Sei es der von ihm im Kreise der Ministerpräsidenten persönlich mitbeschlossene Bau von dringend notwendigen neuen Stromautobahnen aus dem Norden in den Süden, sei es die Ankündigung seines Rückzugs aus der Politik - die Ansagen des CSU-Chefs haben immer wieder ein ganz erstaunlich schnelles Verfallsdatum.

Je nachdem wie es dem Volkstribun gerade in den Kram passt. Nun lässt er wissen, dass er womöglich doch noch nicht bald aufs Altenteil will.

Seehofers Versuche, seine Nachfolge zu regeln, zeugen von Überheblichkeit. Er hat Ilse Aigner mit der Aussicht, ihn in Bayern zu beerben, von Berlin weggelockt. Zuvor hatte er auch der inzwischen an der Spielzeugautoaffäre gescheiterten Christine Haderthauer und Finanzminister Markus Söder Hoffnungen gemacht. Zu Seehofers Spiel mit seinen lieben Parteifreunden gehört, dass er denjenigen, der sich gerade in seiner Gunst oben wähnt, auch gern einmal öffentlich demütigt.

Das Schauspiel erinnert an die Diadochenkämpfe, als sich Kassander, Ptolemaios und die anderen um das Erbe von Alexander dem Großen balgten. Horst der Große sollte aber nicht vergessen, dass in der Demokratie die Nachfolge in der Regel nicht vom Amtsinhaber selbst geregelt wird. Zumal es in Bayern immer wieder vorgekommen sein soll, dass einem Regenten die Dinge entgleiten und er dann schließlich von seiner Partei in die Wüste geschickt wird.

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