Kommentar CSU-Triumph bei der Landtagswahl - Bayerische Verhältnisse

BONN · Eines muss man den Bayern ja lassen: Sie haben in ihrer großen Mehrheit einen Hang zu klaren Verhältnissen und setzen diese dann auch durch. Man geht in die Wahlkabine, macht sein Kreuz bei der CSU und geht wieder nach Hause - oder auf ein Bier in die Wirtschaft. Punkt. Aus.

Spekulationen über mögliche Koalitionen am Wahlabend? Schmarrn! Langwierige Koalitionsverhandlungen? Zeitverschwendung! Man hat ja den Seehofer Horst. Verwandten-Affäre der CSU? Seehofers Zickzack-Kurs beim Donau-Ausbau, bei der Aussetzung der Wehrpflicht? Beim Atomausstieg, beim Münchener Flughafen-Ausbau, bei den Studiengebühren? War da was?

Nein, den Bayern geht es mit Blick auf ihre Wirtschaftskraft und Lebensqualität einfach zu gut, um sich über solche Kleinigkeiten aufzuregen. Seehofer und die CSU kümmern sich schon. Bei der Frage "War/ist... ein guter Ministerpräsident?", liegt Seehofer in der Riege der Landesväter mit 62 Prozent deutlich auf dem ersten Platz, dahinter Stoiber, gefolgt von Strauß, Beckstein und Streibl.

Dieses hohe Ansehen spiegelt sich im Wahlergebnis von Sonntag wider. Es ist ein triumphaler Abend für Horst Seehofer. Es ist Jubel, Glück, Zufriedenheit, Genugtuung - und Verantwortung für seinen Freistaat. Kein aktueller Politiker verkörpert Bayern so wie er, keiner macht den Menschen so klar: Erst Bayern, dann der Bund!

[kein Linktext vorhanden]Die anderen Parteien und ihre Spitzen spielen dabei nur Statistenrollen. Der SPD-Herausforderer und oppositionelle Hoffnungsträger Christian Ude war zwar verheißungsvoll gestartet, kam dann aber schnell an seine Grenzen. Das Ergebnis der SPD ist okay, eben im Rahmen der bayerischen Möglichkeiten. Nicht mehr und nicht weniger. Grüne und Freie Wähler blieben ungefähr auf den Werten der vergangenen Landtagswahl 2008. Sie hatten vielleicht mehr erhofft, am Ende aber nicht mehr erwartet.

Eine Katastrophe ist der Wahlausgang für die Bayern-FDP. Von der Regierungsbeteiligung in die Drei-Prozent-Bedeutungslosigkeit abgestürzt, tiefer kann eine Partei nicht fallen. Die bayerischen Liberalen liegen am Boden, befinden sich in einer existenziellen Krise. Wieder einmal. Es geht um die Zukunft der Partei - nicht nur in Bayern, sondern auch auf Bundesebene.

Allerdings lässt sich dieses Debakel nicht automatisch auf die bevorstehende Bundestagswahl übertragen. Vielleicht bietet es den Liberalen sogar eine Chance. Denn das gestrige Scheitern zeigt allen, die die FDP eventuell wählen wollen oder einer schwarz-gelben Koalition nahestehen, dass die Liberalen auch im Bund ganz schnell von der Bildfläche verschwinden können. Das dürfte, ähnlich wie bei der Niedersachsen-Wahl, manch Zögerlichen für die FDP mobilisieren.

[kein Linktext vorhanden]Aus Sicht der anderen Parteien gehen von der Bayern-Wahl keine entscheidenden Impulse aus, denn ihre Ergebnisse liegen im Bereich des Erwarteten, die Abweichungen sind nicht relevant. Deshalb gilt für die Bundestagswahl auch weiterhin: Angela Merkel wird vermutlich Bundeskanzlerin bleiben, doch die Koalitionsfrage ist völlig offen.

Und die CSU wird in Berlin künftig noch selbstbewusster auftrumpfen. Das macht es für Angela Merkel und die CDU nicht einfacher - eher im Gegenteil.

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