Kommentar Chordorkowski in Deutschland - Zwei freie Demokraten

BONN · Ganz egal, welche parteipolitischen Effekte das haben wird: Die Freilassung und Ausreise des einstigen russischen Öl-Milliardärs und heutigen Menschenrechtlers Michail Chodorkowski ist ein Meisterstück auch deutscher Diplomatie. Das Wichtigste dabei: Das offizielle Deutschland steht diesmal eindeutig auf der richtigen Seite.

Nicht auf der Seite des lupenreinen Demokraten, als den Gerhard Schröder seinen früheren Amtskollegen und späteren Geschäftspartner Wladimir Putin allen Ernstes bezeichnet hat, sondern auf der Seite des Rechts und der Freiheit.

Dass dabei der einstige Außenminister und Ehrenliberale Hans-Dietrich Genscher eine entscheidende Rolle spielte, passt perfekt ins Bild und ist präzise das, was man von freiheitlichen Demokraten erwarten darf: dass sie sich für die Menschenrechte einsetzen. Soviel man bisher weiß, haben die deutschen Regierungsstellen mit Genscher ideal zusammengearbeitet, ohne dass sie offiziell als direkt Beteiligte erscheinen, was im diplomatischen Geschäft ein Vorteil ist.

Vor Übertreibungen des Vorgangs muss dennoch gewarnt werden. Weder ist Michail Chodorkowski der lupenreine Demokrat, zu dem man ihn jetzt machen will, noch ist Russland damit über Nacht zum Rechtsstaat mutiert. Es ging zunächst einmal um pure Humanität - einem Mann gegenüber, der nach westlichen Maßstäben ein Jahrzehnt zu Unrecht im Straflager saß. Und wenn es dem alten Fuchs Genscher gelänge, Chodorkowski zum Dreikönigstreffen zu holen, sei's drum.

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