Kommentar Chinesische Expansion - Peking schafft Fakten

Peking · Auf den ersten Blick scheint die chinesische Führung dazu gelernt zu haben. Sie teilt im Territorialstreit um das Südchinesische Meer verbal nicht mehr ganz so heftig aus, sondern signalisiert sogar Verhandlungsbereitschaft. Doch der Schein trügt. In Wirklichkeit setzt Peking aggressiver denn je auf knallharte Konfrontation.

Ohne Unterlass schüttet China auf den umstrittenen Riffen Land auf, verlegt in die umliegenden Gewässer gigantische Bohrinseln, errichtet Militärbasen und sogar eine ganze Kleinstadt - und stellt die anderen Anrainerstaaten vor vollendete Tatsachen. Eine unabhängige Untersuchung durch den Internationalen Gerichtshofs erkennt Peking weiter nicht an.

Die südostasiatischen Anrainerstaaten können sich kaum zur Wehr setzen. Denn sie wissen: Ein Fischerboot unter chinesischer Flagge lässt sich vor den Küsten Vietnams oder der Philippinen vielleicht noch vertreiben. Bohrinseln oder eine künstlich aufgeschüttete Stadt nicht - zumindest nicht ohne eine kriegsähnliche Auseinandersetzung.

Selbst davor scheint die chinesische Führung unter dem seit zwei Jahren amtierenden Staatschef Xi Jinping nicht mehr zurückzuschrecken. Im Gegenteil: Ein Mini-Krieg würde der chinesischen Führung womöglich sogar gelegen kommen. Er würde von den innenpolitischen Problemen ablenken. In weiten Teilen der Bevölkerung kommt eine außenpolitisch harte Gangart schon seit einer Weile gut an.

China entwickelt sich mehr und mehr zum Aggressor. Und dem Rest der Welt bleibt nur übrig zuzuschauen.

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