Kommentar Bürgermeister-Pensionen - Rechenkönige bremsen

Bürgermeister, so scheint es auf den ersten Blick, leben den Traum aller Arbeitnehmer: Ein paar Jahre harter Einsatz reichen, um weich zu fallen. Ganz egal, ob sie noch jung und arbeitsfähig sind oder gleich einen neuen Posten finden: Bürgermeister bekommen nach acht Berufsjahren mindestens 35 Prozent ihrer letzten Bezüge - sofort und lebenslang.

Finanziert werden die Sofort-Pensionen durch den Steuerzahler, der anders als ein Ex-Stadtoberhaupt schon ein Jahr nach Jobverlust nur noch Hartz IV bekommt oder sich Angehörigen auf die Tasche legen muss. Gerecht ist das nicht.

Die Bürgermeister werden deshalb auch nur wenig Solidarität für die Weiterführung der Sofort-Pensionen erfahren. Dabei gibt es durchaus Argumente für ihr Anliegen: Bürgermeister, wenn sie gut sind, kosten die Stadt ja nicht nur Geld. Sie bringen ihr bei geschicktem Management auch Einkünfte. Wer lange Bürgermeister ist, findet zudem nur schwer in seinen alten Job zurück. Talentierte Kandidaten werden sich gut überlegen, ob sie ihre Karriere aufgeben für ein Wahlamt, nach dessen Ende sie nur zwei Jahre Übergangsgeld bekommen.

Um fähige Kandidaten nicht zu vergraulen, wäre es klüger, den Missbrauch der Sofort-Pensionen zu unterbinden. Dass Bürgermeister sich amtsfremde Berufsjahre - wie etwa in der Immobilienverwaltung - auf ihre Dienstzeit anrechnen lassen und sich so für die Sofort-Rente qualifizieren, ist die Ausbeutung eines fürsorglichen, guten Systems. Weniger Toleranz für Rechenkönige in den eigenen Reihen hätte Bürgermeistern die Neiddebatte erspart.

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