Kommentar Bonn sollte bei der Aufnahme von Flüchtlingen mehr Solidarität zeigen

Meinung | Bonn · Nur zehn Kinder aus den Camps in Griechenland und an der türkisch-griechischen Grenze aufzunehmen, ist ein bisschen wenig, findet GA-Redakteur Dennis Scherer. Er fordert, dass die Stadt mehr tut.

 In den überfüllten Flüchtlingslagern auf den griechischen Inseln leben die Menschen auf engstem Raum und können sich deswegen kaum vor dem Coronavirus schützen.

In den überfüllten Flüchtlingslagern auf den griechischen Inseln leben die Menschen auf engstem Raum und können sich deswegen kaum vor dem Coronavirus schützen.

Foto: dpa/Angelos Tzortzinis

Dass die Stadt bis zu zehn junge Flüchtlinge nach Bonn holen will, ist eine gute Entscheidung. Aber warum bei zehn aufhören? Mehr als 300 freie Plätze gibt es in den Unterkünften der Stadt. Es wäre also durchaus noch Platz für ein paar weitere. Etwa 40.000 Menschen harren alleine in den Lagern auf den griechischen Inseln aus.

In seinem offenen Brief weist der Oberbürgermeister darauf hin, dass die Stadt in den vergangenen Jahren schon mehr Flüchtlinge aufgenommen hat, als sie eigentlich müsste. Das stimmt. Die Aussage wirkt dennoch ein wenig skurril. Sie liest sich in etwa so wie: „Wir haben aber nun wirklich doch genug gemacht, jetzt sind erst mal die anderen dran.“ Klar, auch die sind gefordert. Aber angesichts der hohen Kapazitäten, die die Stadt noch hat, hätte sie sicherlich noch mehr Menschen helfen können.

Der Oberbürgermeister schreibt auch, wer in seinen Augen nun am Zug ist, etwas zu unternehmen – die EU nämlich. Da hat er schon recht. Gerade wird allerorts gepredigt, dass es mehr Solidarität braucht. Wegen Corona achtet jeder penibel darauf, sich die Hände zu waschen, der Nachbar geht für die Oma nebenan zum Supermarkt, Menschen bleiben zu Hause, damit das Virus sich nicht verbreitet. Aber hört es da schon auf mit der Solidarität?

Abstand zu halten ist unmöglich, zum Händewaschen fehlen die Sanitäranlagen

In den viel zu vollen Flüchtlingslagern leben die Menschen auf engstem Raum und können sich deswegen kaum schützen. Abstand zu halten ist unmöglich, zum Händewaschen fehlen die Sanitäranlagen. Zwei Camps hat die griechische Regierung wegen Corona-Fällen schon abgeriegelt. Die Bewohner brauchen unsere Hilfe, unsere Solidarität.

Den Flüchtlingen zu helfen, muss Aufgabe aller europäischer Staaten sein. Da muss man dem OB zustimmen. Auch hier braucht es Solidarität – genau wie unter der Kommunen. Einige von ihnen haben weniger Menschen aufgenommen, als sie müssten. Aber das darf keine Ausrede sein, weniger zu tun, als man könnte.

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