Kommentar Blutbad in China - Rassismus bekämpfen

Einen solchen Anschlag hat es in China noch nicht gegeben. Zehn Angreifer dringen in den Bahnhof der südwestchinesischen Großstadt Kunming und stechen wahllos auf die Menschenmenge ein. Viele Tote und noch mehr Verletzte - und ein geschocktes Land, das Anschläge dieses Ausmaßes nur aus Bildern aus dem Ausland kennt.

Schon schreiben chinesische Medien von Chinas 9/11. Blogger befürchten, der Dschihad habe nun auch das Reich der Mitte erreicht. Doch das ist übertriebene Hysterie.

Seit Jahrzehnten kommt es in Chinas nordwestlicher Provinz Xinjiang immer wieder zu schweren Auseinandersetzungen. Die Uiguren fühlen sich von den zugezogenen Chinesen diskriminiert. Nicht wenige Chinesen halten Uiguren für schmutzig, faul, ihre Kultur und Sprache für minderwertig. Uiguren werden bei der Vergabe von Jobs benachteiligt.

[kein Linktext vorhanden]Und ja, auch der Islam spielt in dem Konflikt eine Rolle, dürfen Uiguren ihren Glauben nicht in dem Maße praktizieren, wie sie es gern würden. Doch das ist nur ein Aspekt von vielen. Im Wesentlichen begehren die Uiguren aus sozialen und kulturellen Gründen auf.

Selbst wenn sich herausstellen sollte, dass hinter der abscheulichen Messerattacke von Kunming "uigurische Separatisten" stecken sollten, wie es die chinesischen Behörden umgehend behaupteten: Die chinesische Führung macht es sich zu leicht, die Unzufriedenheit der Uiguren in Xinjiang mit islamistischem Terror gleichzusetzen. Mit der Bekämpfung des Rassismus in den eigenen Reihen würde sie sehr viel mehr zur Lösung des Konflikts beitragen.

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