Kommentar zu Tesla Bitte abrüsten!

Meinung | Berlin · Der Ökoradikalismus geht mitunter zu weit. In dieser Sicht zerstören selbst Windräder die Natur, die Menschheit ist vom Aussterben bedroht und Tesla verbraucht so viel Wasser, dass Berlin verdurstet.

 Die Rodungsarbeiten auf dem Gelände für das zukünftige Tesla Werk haben wieder begonnen.

Die Rodungsarbeiten auf dem Gelände für das zukünftige Tesla Werk haben wieder begonnen.

Foto: dpa/Bernd Settnik

Vorläufig darf die US-Autofirma Tesla die Bauarbeiten für ihre geplante Fabrik bei Berlin fortsetzen. Die Rodung des Waldes kann weitergehen, entschied das Oberverwaltungsgericht. Der Kampf um die ziemlich öde Kiefernplantage zwischen Autohersteller und Umweltschützern ist damit zwar entschieden, doch dahinter stellt sich eine größere Frage: Was ist heute das richtige Maß an Ökologie?

Auf der einen Seite steht die Firma Tesla, die dort elektrische Pkw herstellen will. Den Antrieb der Fahrzeugflotte auszutauschen, ist ein realistischer Weg, um die Kohlendioxid-Emissionen zu verringern. Dem gegenüber steht die Utopie einer Verkehrswende, kombiniert mit nachhaltigem Lebensstil. Individuelle Mobilität mittels Privatautos würde zurückgedrängt, gemeinsame Fortbewegung mit Bussen, Bahnen oder neuen kollektiven Verkehrsmitteln wichtiger. Tesla arbeitet an einer technischen Lösung, die Umweltschützer fordern einen kulturellen Wandel.

Kleine Schritte versus großer Sprung, Realismus versus Systemwechsel. Der Ökoradikalismus geht mitunter zu weit. In dieser Sicht zerstören selbst Windräder die Natur, die Menschheit ist vom Aussterben bedroht und Tesla verbraucht so viel Wasser, dass Berlin verdurstet. Man kann diesen Leuten nur empfehlen, mal ein bisschen abzurüsten. Auch, um erreichte demokratische Fortschritte nicht zu gefährden. Schon fordern die Wirtschaftsverbände, Bürgerbeteiligung in Planungsverfahren einzuschränken. Wer zu sehr auf die Pauke haut, dem kann der eigene Absolutheitsanspruch auf die Füße fallen.

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