Kommentar Bebenkatastrophe - Zwischen Mühlsteinen

Zehn Jahre wird es wohl dauern, bis die vom Erdbeben zertrümmerten Kulturdenkmäler Nepals wieder hergerichtet sind. Mindestens eine Dekade dürfte es auch brauchen, bis sich die Wirtschaft des 28 Millionen zählenden Landes nach dem verheerenden Erdbeben wieder berappeln kann.

Bislang gibt es keine genauen Schätzungen über die Schäden. Sicher ist: In den Trümmern des "Großen Erdbebens", das von allen ebenso erwartet wie verdrängt wurde, liegen neben Tausenden von Toten jetzt auch die Träume begraben, Nepal bis zum Jahr 2022 von einem der am wenigsten entwickelten Länder der Welt zu einem entwickelten Land zu verwandeln. Mit einer geschätzten Arbeitslosigkeit von 40 Prozent gab es schon vor dem Beben kein Land der Welt, das so stark abhängig von Überweisungen seiner Bürger im Ausland war.

In seiner Not muss das Land mit der seit dem Jahr 2006 weitgehenden gelähmten Regierung noch achtgeben, nicht in dem regionalen Mühlstein aufgerieben zu werden, der seit dem Erdbeben zunehmend schneller rotiert. Eine Hilfsorganisation des hindunationalistischen Reichsfreiwilligenkorps (RSS) aus Indien behauptet bereits, es habe 20 000 "Freiwillige" in den Einsatz geschickt.

Die Hoffnung: Dank der Hilfe solle das bislang auf seine Eigenständigkeit stolze Nepal sich den Träumen eines hinduistischen Groß-Indien anschließen. Im Norden drängt gleichzeitig Peking auf größere Nähe. Motiv sind weniger Tibets Flüchtlinge, die überwiegend nach Nepal fliehen. Es geht China wie auch Indien um die Vormacht auf dem Dach der Welt.

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