Kommentar Bayer Leverkusen: Es fehlt an Selbstkritik

BONN · Niederlagen machen dünnhäutig. Bayer Leverkusen ist nicht nur auf dem Rasen die Souveränität abhanden gekommen, auch die Offiziellen des Werksclubs reagieren nach drei verlorenen Pflichtspielen in Folge und dem Sturz in der Bundesliga auf Platz acht zunehmend genervter und gereizter.

Wenn es um Sündenböcke geht, wird die Verantwortung gerne mal außerhalb der eigenen Reihen gesucht. Als Rudi Völler in Wolfsburg wie von der Tarantel gestochen von seinem Business-Seat aufsprang und auf den Platz hetzte, um den Schiedsrichter zur Rede zu stellen, war ihm sogar noch von vielen Seiten Verständnis entgegengeschlagen.

Man kann seinen Protest aber auch als Versuch der Einflussnahme werten, eine, die Wiederholungstäter in allen Spielklassen animieren dürfte.

Es kann nicht sein, dass an Niederlagen immer nur die anderen schuld sind. Ob denn seine offensive Taktik dem AS Rom in die Karten gespielt habe, wurde Trainer Roger Schmidt nach der Champions-League-Niederlage von Bayer in der ewigen Stadt gefragt.

Die Antwort lautete kurz und knapp: Nein. Was zuweilen fehlt: die Fähigkeit zur Selbstkritik. Wie Schmidt den Platzverweis gegen Kyriakos Papadopoulos im Derby gegen Köln in Frage stellte, trug schon peinliche Züge. Sein Spieler habe doch gar nichts getan, hieß die Botschaft. Letzter Mann, klares Foul - das Rot war zwingend.

Dass am Ende Rudi Völler der nachbohrenden Sky-Moderatorin Jessica Kastrop im Interview den Arm tätschelte - frei nach dem Motto: Ist gut, mein Kind, du hast ja sowieso keine Ahnung von Fußball - wirkte auch nicht gerade gentlemanlike.

Zumindest hat er sie nicht so angeblafft wie einst Waldi Hartmann beim legendären Weizenbier-Dialog nach einem Länderspiel in Island. Die Reaktionen aber zeigen: Die Lage bei Bayer ist explosiv.

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