Kommentar Antiterrorpolitik - In Gefahr

Madrid, London, Istanbul, Paris, Kopenhagen. Der islamistische Terror, weltweit vernetzt und durch heimlich radikalisierte Einzeltäter oder eigenständig operierende Zellen unberechenbar, hat in Europa in den vergangenen Jahren mehrfach gnadenlos zugeschlagen.

Dass der Terror Deutschland bislang nicht getroffen hat, liegt an einer Mischung aus Ermittlerfleiß und Glück. Die Kofferbomben 2006 in zwei deutschen Regionalzügen zündeten nicht, am Bonner Hauptbahnhof Ende 2012 fehlte auch nicht viel zum Anschlag. Die sogenannte Sauerland-Gruppe flog 2006 auf, bevor sie ihr blutiges Werk verrichten konnte.

Der Anti-Terror-Kampf wird nach dem Stand der Gefahren und der Gefahrenprognose über Jahre weiter gehen. Auch Deutschland ist weiter potenzielles Anschlagsziel.

Der Weihnachtsmarkt in Nürnberg, der Karneval in Köln oder der Marathon in Berlin nach dem Vorbild von Boston? Wer weiß das schon? In einer offenen Gesellschaft gibt es viele Ziele.

Bundesinnenminister Thomas de Maizière zählt nicht zum Typ Politiker, dessen Markenzeichen Aktionismus wäre. Aufmerksamkeit, Wachsamkeit oder Entschlossenheit passen schon eher. Wenn de Maizière nun den Plan einer neuen Anti-Terror-Einheit der Polizei vorantreibt, tut er dies in der Absicht bestmöglicher Gefahrenabwehr.

Das Gezeter darüber, wer wann was versäumt hat, wird ohnehin laut genug, sollte Deutschland eines Tages tatsächlich von einem Anschlag getroffen werden. Freiheits- und Bürgerrechte sind unveräußerlich. Gerade deshalb müssen sie bestmöglich verteidigt werden.

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