Kommentar Anschläge auf Flüchtlingsheime: Beschämend

Driftet Deutschland nach rechts? Die Attacken gegen Flüchtlingsunterkünfte, rassistische Schmierereien, Brandstiftungen, Demonstrationen gegen Asylbewerber könnten diesen Schluss nahelegen.

In höchstem Maße beschämend sind diese Aktionen in jedem Fall. Man muss sich nur die Relationen vor Augen führen: Deutschland, eines der reichsten Länder der Welt mit rund 80 Millionen Einwohnern, hat im vergangenen Jahr etwa 200.000 Asylbewerber verzeichnet, der Libanon mit seinen 4,5 Millionen Einwohnern hat inzwischen mehr als 1,2 Millionen Bürgerkriegsflüchtlinge aus dem benachbarten Bürgerkriegsland Syrien aufgenommen. Wer will da ernsthaft behaupten, Deutschland werde von einer Flüchtlingswelle überflutet, die das Land überfordert?

Richtig ist, dass wir von der in den vergangenen Monaten so oft beschworenen Willkommenskultur gegenüber Flüchtlingen und Zuwanderern noch weit entfernt sind. Von einem Rechtsruck kann jedoch keine Rede sein - das rechtsextreme Einstellungspotenzial liegt seit den 80er Jahren relativ stabil zwischen 13 und 17 Prozent und ist dort am größten, wo es am wenigsten Ausländer gibt. Und genauso lange versuchen rechtsaußen angesiedelte politische Kräfte, die Asyldebatte für ihre Zwecke zu missbrauchen.

Um so wichtiger wäre es, dass die Politik diesem Treiben unmissverständlich entgegentritt und damit die Solidarität, die so viele Menschen den Flüchtlingen entgegenbringen, unterstützt. Mancher Lokalpolitiker lässt es da - Beispiel Sachsen - an einer klaren Distanzierung vermissen.

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