Kommentar zum Integrationsgipfel Alles neu bedenken

Wer nach dem Hilferuf der Bürgermeister schnelle Lösungen zur Flüchtlingskrise erwartet hatte, wird enttäuscht sein. Niemand kann neue Unterkünfte, Schulen und Kitas aus dem Boden stampfen.

Die hohen Flüchtlingszahlen verlangen nach Provisorien und Pragmatismus. Und da ist - bei allen Versäumnissen - seit dem ersten Flüchtlingsgipfel einiges auf den Weg gebracht worden. Klar ist aber auch, dass es ohne deutlich mehr Abschiebungen abgelehnter Asylbewerbern nicht reichen wird. Wenn Ministerpräsidentin Kraft aus humanitären Gründen Familien mit Kindern nicht über Nacht abschieben will, ist das verständlich. Wir werden uns aber auf mehr Bilder von Menschen einstellen müssen, die gegen ihren Willen abgeschoben werden. Das dürfte nicht nur bei Sozialverbänden, Kirchen und Grünen den Innendruck kräftig erhöhen. NRW hat seit Jahresbeginn mehr als 200 000 Flüchtlinge untergebracht.

Weil der größte Teil dauerhaft bleiben wird, steht die wirkliche Aufgabe aber noch bevor: die Integration der Menschen aus fremden Kulturkreisen in Schule, Ausbildung, Beruf und Gesellschaft. Alte Standards nicht nur in der Bau- und Ausbildungsordnung gehören angesichts der Jahrhundertaufgabe auf den Prüfstand. Auch die ehrenamtliche Hilfe kann besser koordiniert werden. Kurzfristig steht die Unterbringung der Flüchtlinge obenan - daran haben die Bürgermeister keinen Zweifel gelassen. Mittelfristig stehen Bund und Länder aber vor der nur schwer lösbaren Herausforderung, den Zustrom der Flüchtlinge zu begrenzen. Da gibt es bisher keinen Königsweg.

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