Kommentar Afghanistan - Krieg im Hotel

So sind die Verhältnisse nun einmal in der Weltgegend, in der Afghanistan liegt. Nach jedem Anschlag werden die Sicherheitsmaßnahmen drastisch verschärft, und nach nur wenigen Wochen schleicht sich dann der Schlendrian wieder ein.

Die Nachlässigkeit öffnet den vier Teenagern, die am Donnerstagabend ein Blutbad im noblen Serena-Hotel verursachten, die Tür. Und deshalb kann man die Nobelherberge mit Fug und Recht als ein Symbol betrachten.

Nach 13 Jahren Engagement aus dem Ausland, nach Milliarden von Hilfsgeldern und Militärunterstützung, erscheint Afghanistan auf dem Papier wie ein mehr oder weniger stabiler Staat, der für die Herausforderungen der Zukunft gewappnet ist.

Dabei steht wie beim Versagen der Sicherheitsvorkehrungen im Hotel Serena in den Sternen, ob am Hindukusch ein solides Gebäude oder ein wackliges Kartenhaus entstanden ist.

Es ist gewiss eine Leistung, dass der afghanische Präsident Hamid Karsai sich neun Monate vor dem geplanten Abzug aller westlichen Kampftruppen an die Verfassung hält und keine neue Amtsperiode anstrebt.

Gewiss: Man scheut sich, bei der Präsidentschaftswahl von demokratischen Übergang zu sprechen, weil mit massiver Wahlfälschung zu rechnen ist. Staatschef Karsai und seine Mannen haben zudem ihre politische Glaubwürdigkeit verloren.

Aber die Stärke von Demokratien sind Prozesse, die sich Zug um Zug verbessern. Die radikalislamischen Taliban wollen Afghanistan diese Chance nicht gewähren.

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