Kommentar zur Schwarzarbeit in der Pflege Skandal ohne Folgen
Meinung | Bonn · Der Staat sollte Regelungen schaffen, die es den Menschen leicht machen, ihre Verpflichtungen zu erfüllen, kommentiert Helge Matthiesen.
Es geht um rund 600 000 Frauen, meist Osteuropäerinnen, die in Deutschland schwarz arbeiten. Das ist ein Skandal. Aber es ist einer, den es schon lange gibt und den niemand so richtig zur Kenntnis nimmt.
Das hat eine ganze Reihe von Gründen. Diese Schwarzarbeit spielt sich in privaten Haushalten ab, ist meist nur zeitlich befristet. Da hat es der Zoll mit Kontrollen nicht so leicht. Die betroffenen Frauen verschwinden oft rasch wieder in ihre Heimat. Die Frauen selbst haben kein besonders großes Interesse, dass ihre Arbeit bekannt und damit steuer- und abgabenpflichtig wird.
Auch deutsche Behörden halten lieber still. Wenn 600 000 Frauen ihre Pflegeaufgabe von jetzt auf gleich verließen, dann hätte Deutschland ein massives soziales Problem, das es gar nicht lösen könnte. Und so ist die übliche Phalanx der Schwarzarbeitsbekämpfer in diesem Fall eher schwer zu vernehmen. Keine Gewerkschaft, die sich kümmert, keine Verbandslobby, die sich beschwert, keine Partei, die Forderungen stellt. In Deutschland fühlt sich niemand so recht zuständig, den Frauen zu helfen.
Das ist nicht fair. Die Frauen leisten eine unverzichtbare Arbeit. Aber sie haben keine angemessene soziale Absicherung, weder Urlaubsansprüche noch Kranken- oder Unfallversicherung. Die Frauen fehlen in ihren Heimatländern, in denen es bisweilen auch an Pflegekräften mangelt. Europa krankt an solchen Schieflagen.
Fairness müssen als erste all jene üben, die diese Frauen beschäftigen. Der Staat sollte Regelungen schaffen, die es den Menschen leicht machen, ihre Verpflichtungen zu erfüllen. Es geht bei der Pflege um Menschlichkeit und die muss auch für die Pflegekräfte gelten.