Kommentar Olympische Spiele - Sieger und Verlierer

Ab Freitag sitzt die Welt wieder vor den TV-Bildschirmen. Die größte Show der Welt wird Milliarden von Menschen 18 Tage lang in ihren Bann ziehen. Sie werden bei den Olympischen Spielen in London Höchstleistungen, Rekorde und glorreiche Siege bestaunen, aber auch Zeugen von Versagen, Niederlagen und bitterer Enttäuschung werden.

Eine Ambivalenz, die diese Leistungsschau zwangsläufig mit sich bringt. Es gibt immer Sieger und Verlierer. Um die Sieger muss man sich keine Sorgen machen, es sind die Verlierer, um die man sich kümmern muss.

Das gilt für viele andere Bereiche im Geschäft Olympia ebenso. Wenn Sebastian Coe, der Chef-Organisator in London, Olympia mit dem Halleyschen Kometen vergleicht, der über der Stadt auftaucht, muss er wissen, dass sein Glanz auch Schatten wirft. Die Stadt mag am Ende der Sieger sein, aber es gibt auch hier die Verlierer, wie der kleine Mann auf der Straße, der im aufgepeppten Londoner Eastend demnächst seine Miete nicht mehr bezahlen kann. Auch um ihn wird man sich kümmern müssen.

Auch die Olympischen Spiele selbst sind Verlierer, wenn wieder einmal Funktionäre des Internationalen Olympischen Komitees mit illegal verkauften Tickets ihren Hang zur Korruption offenbaren. Oder wenn der Organisator erneut Kosten explodieren lässt. 13 Milliarden Euro soll das Spektakel am Ende kosten, bei der Bewerbung war London von etwa drei Milliarden ausgegangen. Auch hier wird der Bürger mit seinen Steuern geradestehen müssen.

Kostenexplosion auch im Bereich Sicherheit. Mit 10 000 Sicherheitsleuten wurde geplant, jetzt sollen es 23.000 sein, darunter 17.000 Soldaten. Raketenwerfer auf Gebäuden, ein Kriegsschiff auf der Themse, da erscheint der olympische Friede weit weg. Doch kann man diese übertrieben anmutende Vorsorge den Engländern verdenken? London gehört zu den gefährdetsten Städten der Welt, von einem Terrorakt getroffen zu werden.

Die Millionen-Metropole mit ihrem Gewirr aus Straßen und U-Bahn-Tunneln ist ein sicherheitstechnischer Alptraum. 2005 kamen bei Bombenattentaten 56 Menschen ums Leben. Und zu was verblendete Fanatiker fähig sind, hat der 11. September 2001 in New York gezeigt. Geschieht ein ähnliches Szenario in London, gibt es nur noch Verlierer.

Doch weg mit den düsteren Gedanken. London verspricht, Gastgeber einer der atmosphärisch schönsten Olympischen Spiele seit ihrer Wiedereinführung zu werden. Ein weltumspannendes faszinierendes Spektakel, eine Mischung aus Sport, Kultur, Geschichte und Internationalität, die Zeichen setzen kann. Freuen wir uns auf viele Sieger: unter den Sportlern, den Machern, den Zuschauern. Wenn wir dann dabei die Verlierer nicht vergessen, hat Olympia viel gebracht.

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