Kommentar zu Teilzeitarbeit Nicht so alarmierend

Meinung | Bonn · Arbeitszeiten werden flexibler und individueller – und das auch, weil es die Arbeitnehmer wünschen, meint unsere Autorin.

 Atypische Beschäftigung wie Mini-Jobs verharrt laut dem WSI der Hans-Böckler-Stiftung auf hohem Niveau.

Atypische Beschäftigung wie Mini-Jobs verharrt laut dem WSI der Hans-Böckler-Stiftung auf hohem Niveau.

Foto: picture alliance / dpa

Es lohnt sich, die Zahlen der Hans-Böckler-Stiftung beziehungsweise ihres WSI-Instituts über atypische Beschäftigung genauer zu betrachten. Dass der Anteil befristet und teilzeitbeschäftigter Arbeitnehmer sowie Minijobber auf hohem Niveau verharrt, wie das WSI berichtet, ist für sich genommen nämlich gar nicht so alarmierend. In Zeiten, in denen sich Beschäftigte auch mit Blick auf die Vereinbarkeit von Arbeit und Familie mehr Flexibilität bei der Arbeitszeit wünschen, ist gerade ein Teilzeitjob noch kein Beweis für schlimme Zustände am Arbeitsmarkt.

Im Gegenteil: Wenn immer mehr Männer im Vergleich zu 1991 atypisch beschäftigt sind, hat das auch mit gewandelten Rollenbildern zu tun. Junge Väter nehmen heute Elternzeit oder reduzieren ihre Arbeitszeit, um sich um die Kinder kümmern zu können. Dafür hat die Regierung auch den Anspruch auf Teilzeitarbeit gesetzlich verankert.

Entscheidend ist, wie viel Teilzeitbeschäftigte unfreiwillig auf einer reduzierten Stelle sitzen. Laut dem Statistischen Bundesamt waren das 2017 rund zehn Prozent, sieben Jahre zuvor aber noch 20 Prozent. Hier dürften die bessere Konjunktur eine Rolle spielen sowie das wachsende Angebot von Kinderbetreuungsplätzen. Der geringere Anteil von Teilzeitjobs im Osten lässt vermuten, dass das bessere Kita-Angebot dort mit reinspielt. Fazit ist: Arbeitszeiten werden flexibler und individueller – und das auch, weil es die Arbeitnehmer wünschen.

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