Glosse zu kurioser Fernbus-Boardtoilette Glaube reinigt Toiletten
Meinung · Nichtsahnend geht der junge Mann auf die Boardtoilette im Fernbus. Er verriegelt die Tür, verrichtet seine Notdurft, dabei geht wohl etwas daneben. Er spült zwar ab, den WC-Sitz reinigt er allerdings nicht, wie sich später herausstellt. Denn als er das stille Örtchen wieder verlassen will, kann er die Tür nicht mehr öffnen.
Der Riegel bleibt verschlossen, auch nach mehreren Versuchen. So kommt es, dass der junge Mann bis zur nächste Haltestelle auf engsten Raum im Bus verweilen muss. Schuld an dem Malheur sei eine neue Technologie: Toiletten, die sich bei unhygienischer Nutzung automatisch verschließen und nur noch von außen öffnen lassen.
Soweit die Warnung eines Busfahrers auf einer Fahrt mit dem Anbieter MeinFernbus Flixbus. Seiner Horrorgeschichte fügt er hinzu: Wer sauber sei, habe nichts zu befürchten. Er halte auf keinen Fall zwischendurch an, um jemanden zu befreien. „Strafe muss schließlich sein.“
Eine kritische Inspektion der Toilette im Bus später zeigt: Die neue Technik scheint zu funktionieren: alles picobello. Der erste Gedanke: Die Deutsche Bahn braucht diese Hightechtoiletten unbedingt auch! Einige Tage später folgt allerdings die Enttäuschung. Die interessierte Nachfrage beim Unternehmen Mein Fernbus Flixbus ergibt: „Eine solche Toilettentechnik existiert – zumindest unseres Wissens nach – nicht. Da haben wir wohl einen echten Karnevalsnarren zum Busfahrer.“
Zu früh gefreut. Doch der Fall zeigt: Glaube reinigt Toiletten – und ist für Unternehmen dazu günstiger als tatsächliche Investitionen in Technik-Schnickschnack. Übrigens, wussten Sie schon, dass Hotels demnächst eine unsichtbare elektronische Diebstahlsicherung für Bademäntel einführen wollen?
