Die Misserfolge der Vereinten Nationen

Hilflos, mutlos

Die Mörder hatten eine klare Botschaft: Die Vereinten Nationen sollen aus Afghanistan verschwinden. Am 28. Oktober attackierten die Taliban ein Gästehaus in Kabul; der Angriff geht als einer der schwersten in die UN-Historie ein. Der Anschlag symbolisiert auch die Schwäche der Vereinten Nationen - am Hindukusch, und auch weltweit: Hilflos, schutzlos und oft auch mutlos.

Auf keinem ihrer großen Aktionsfelder erzielten die UN im abgelaufenen Jahr einen durchschlagenden Erfolg: Weder im Kampf für Frieden und Menschenrechte, noch im Kampf gegen Armut, Hunger und Umweltzerstörung. Selbst die Wiederentdeckung der UN durch die Supermacht USA zahlte sich nicht aus.

Während der frühere US-Präsident George W. Bush die Vereinten Nationen verachtete, versprach der 2009 angetretene US-Präsident Barack Obama, Amerika wolle mit anderen UN-Staaten die globalen Probleme anpacken. Doch geschehen ist kaum etwas.

Statt dessen häufen sich Pannen und Niederlagen, am auffälligsten scheiterten die großen UN-Konferenzen. Den ersten handfesten Skandal 2009 mussten die UN im April in Genf über sich ergehen lassen: Schauplatz war die Antirassismuskonferenz. Irans Präsident Mahmud Ahmadinedschad ließ seinem Hass auf Israel freien Lauf - selbst Libyens Diktator Muammar Gaddafi sorgte mit seiner wirren Rede vor der UN-Vollversammlung im September nicht für einen vergleichbaren Eklat.

Neben der Empörung über Ahmadinedschad brachte die Konferenz fast nichts: Dem offiziellen Ziel der UN, den Rassismus, die Diskriminierung und die Intoleranz in die Schranken zu weisen, kamen die Länder nicht näher. Die Menschenrechte waren der große Verlierer. Auch im Kampf gegen Hunger und Armut sieht es düster aus: Während die globale Wirtschaftskrise das Elend verschärft, einigten sich die Staaten auf dem Anti-Hunger-Gipfel in Rom nur auf eine wohlfeile Erklärung.

Die vorläufig letzte Schlappe steckten die UN in Kopenhagen ein. Konkrete Beschlüsse gegen die drohende Klimakatastrophe? Fehlanzeige. Als Fehlschlag erweisen sich auch die Bemühungen, das Atomprojekt der Iraner zu stoppen.

Wie kann die Weltorganisation stärker werden? Die UN sollten auf Konferenzen wie in Kopenhagen, diese Mischungen aus Kirchentag und Massenverhandlungen, verzichten. Effizientere Strukturen zu finden, sollte ganz oben auf der Prioritätenliste stehen. Auch müsste der amtierende Generalsekretär Ban Ki Moon energischer auftreten.

Wenn er nicht mehr Profil gewinnt, sollten sich die führenden UN-Staaten auf einen neuen, kraftvolleren Chef einigen. Schließlich müssten alle Mitglieder, zumal die führenden, begreifen: Für globale Probleme gibt es nur globale Lösungen im Rahmen einer globalen Organisation. Und diese Organisation sind die UN. Doch diese Erkenntnis reift zu langsam.

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