Kommentar zum Papstbrief Aufrüttelnde Worte

Meinung | Bonn · Papst Franziskus hat sich mit deutlichen Worten zu den Missbrauchsfällen in der Katholischen Kirche geäußert. Nun kommt es auf Taten an, sagt GA-Autor Benjamin Lassiwe.

 Ruft alle Getauften zum Kampf gegen sexuellen Missbrauch auf: Papst Franziskus.

Ruft alle Getauften zum Kampf gegen sexuellen Missbrauch auf: Papst Franziskus.

Foto: dpa

Es sind deutliche, aufrüttelnde Worte. „Mit Scham und Reue“ wendet sich Papst Franziskus an Christen in der ganzen Welt. Die Kirche habe nicht dort gestanden, wo sie eigentlich hätte stehen müssen. Sie habe nicht rechtzeitig gehandelt. Sie habe „die Kleinen im Stich gelassen.“ Der Missbrauchsskandal in Pennsylvania, aber auch die Debatten über seine bevorstehende Reise nach Irland haben Papst Franziskus ins Mark getroffen, soviel ist nach dem Schreiben, das am Montag vom Vatikan veröffentlicht wurde, klar. Und Franziskus erkennt auch ein altes strukturelles Problem in seiner Kirche: Der Klerikalismus, ein Festhalten an Titeln und Ämtern, die Selbstbezogenheit der Kirche, den Hang, sich selbst zu schützen.

Doch mahnende Worte allein nützen nichts. Aus ihnen müssen nun auch Konsequenzen folgen: So wie alle chilenischen Bischöfe dem Papst ihren Amtsverzicht angeboten haben, sollten das auch die Oberhirten der USA tun. Und auch einschlägig belastete Vatikanvertreter, etwa der in Australien vor Gericht stehende Kardinal Pell, sollten zügig ihrer Posten enthoben werden. Für Missbrauchstäter aller Art darf es in der Kirche keinen Platz mehr geben.

Und schließlich wird sich die Kirche auch mit der Frage auseinandersetzen müssen, welche Rolle Sexualität in ihrem Alltag spielt. Über Themen wie den Zölibat, den Umgang mit Homosexualität und das Frauenbild der katholischen Kirche wird man offen reden müssen. Wer nämlich solche Debatten unterdrückt, steht schnell in der Gefahr, auch beim Missbrauch das ein oder andere Mal schlicht wegzusehen.

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