Kommentar zu Bus und Bahn in Bonn Schlechtes Zeichen

Meinung | Bonn · Unter dem Fahrplanwechsel, der eine Verbesserung für viele Pendler in Bonn und dem Rhein-Sieg-Kreis bringen sollte, leidet die Zuverlässigkeit. Unser Autor meint: Das ist ein schlechtes Zeichen.

 Kein seltenes Bild: Zwei Bahnen der Linien 66 entfallen hintereinander am Konrad-Adenauer-Platz.

Kein seltenes Bild: Zwei Bahnen der Linien 66 entfallen hintereinander am Konrad-Adenauer-Platz.

Foto: Benjamin Westhoff

Lead City, das vom Bund geförderte Projekt, verfolgt ja eigentlich das Ziel, die Attraktivität des Nahverkehrs auf verschiedenste Weise zu verbessern: Das Angebot wurde zumindest nominell verbessert. Über Details lässt sich streiten, denn wo die Verkehrsbetriebe Linienführungen anpacken, wird es immer Gewinner und Verlierer geben. Mit dem 365-Euro-Ticket für Bonner Neukunden und dem 24-Stunden-Ticket für fünf Personen zum Preis von 8,80 Euro hat man kostengünstigere Fahrkarten auf den Markt gebracht. Aber all das wird konterkariert, wenn Verspätungen und Ausfälle aus dem Ruder laufen. Wenn der Fahrgast 45 Minuten mit Bus und Bahn braucht, wo er nur zehn mit dem Auto benötigt, stellt er die Alternative irgendwann infrage.

Die Verkehrsbetriebe müssen also alles daransetzen, selbst Fahrerinnen und Fahrer auszubilden, um ihre Fahrzeuge zuverlässig durch die Straßen zu bringen. Verwaltung und Politik sind gefragt, wo es verträglich ist, den öffentlichen Verkehrsmitteln Vorrang einzuräumen. Verkehrsdezernent Helmut Wiesner hat mal gesagt, man wolle den Autos nicht ohne Not Raum wegnehmen. Das ist ein beschwichtigender Satz. Richtig ist: Jahrelang hat die Verwaltung kaum Vorschläge unterbreitet, wo Bussen vorbehaltene Beschleunigungsspuren möglich wären, und es somit versäumt, die Politik in die Pflicht zu nehmen. Nun ist eine solche Trasse seit September immerhin auf der Kaiserstraße stadtauswärts ausgewiesen, und ein Vorschlag für ÖPNV-Spuren auf Endenicher Straße und Hermann-Wandersleb-Ring liegt zur politischen Beratung vor.

Die Reihenfolge ist absurd: Zunächst kommt die Erweiterung des Fahrplans, dann schaut die Stadt, wie man den Weg frei machen kann. Sie muss unter Druck überlegt handeln. Denn machen wir uns nichts vor: Auch wenn nun auf Teufel komm raus Busspuren wie Pilze aus dem Boden wachsen würden, verschwände der Autoverkehr nicht automatisch. Eine Verlagerung in andere Straßen wäre die Folge, in denen dann wiederum andere Buslinien im Stau stehen. Und über allem steht die Hoffnung, dass Pendler genügend Geduld und Verständnis dafür mitbringen, dass die Beteiligten - von den Kommunen über den Bund bis nach Brüssel hin zu den Nahverkehrsunternehmen - denkbar schlecht auf die Kraft vorbereitet waren, die die Klimabewegten innerhalb kürzester Zeit entfalten konnten.

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