Hollister US-Modekette eröffnet im Mai Filiale in Bonn

BONN · Ohrenbetäubende Musik, düstere Räume, knallige Surfbretter und Palmen aus Plastik, dazwischen spärlich bekleidete Models als Verkäufer. Mit diesem Ambiente zwischen Nachtclub und Surfshop betreibt das amerikanische Modelabel Hollister weltweit Filialen. Das Marketing-Konzept gilt in Branchenkreisen als einzigartig. Bald kommt Hollister auch nach Bonn.

Auch in der Bonner Innenstadt wollen die Amerikaner künftig ihre Kleidung verkaufen. In der Daniels-Passage an der Vivatsgasse in Bonn erstreckt sich eine über zwei Stockwerke ragende schwarze Stellwand vor dem zukünftigen Hollister-Ladenlokal. Kein Schriftzug oder Werbeslogan verrät, was sich hinter der Holzverkleidung verbirgt. Sie versteckt, woran die Handwerker arbeiten. Schwingen die Türen zur Fußgängerzone hinauf, zeigen sich Fliesenstapel, Betonsäcke und in Hochbetrieb laufende Bauarbeiten. An der Innenseite der Pforte ist ein großes Schild befestigt: "Tür geschlossen halten."

Das Unternehmen gibt sich zugeknöpft. Geheimniskrämerei gehört zum Marketing-Konzept. Anfragen von Journalisten laufen ins Leere. Im Mai will Hollister nach Angaben des Vermieters, der Bornheimer Daniels & Co. GmbH, eröffnen. Der Umbau werde bereits im März abgeschlossen, teilte Daniels mit. Der Mode-Filialist wollte die Räume in der umgebauten Passage ursprünglich mit einem eigenen Laden beziehen. "Aber da man mit Hollister einen für Bonn sehr interessanten Mieter gefunden hat, haben wir uns entschieden, mit Daniels in den schönen Altbau nebenan zu ziehen", so Geschäftsführer Markus Daniels.

Derzeit liegt die nächste Hollister-Filiale im Kölner Rhein-Center. Vielen Besuchern steht die Verwunderung ins Gesicht geschrieben, wenn sie bei ihrer Shopping-Tour durch das Einkaufszentrum vor dem Geschäft stehen bleiben. Neugierig oder auch skeptisch versuchen sie zu erkennen, was sich hinter den verdunkelten Scheiben befindet. Gleichzeitig kommen andere bereits mit vollgepackten Einkaufstüten aus der Dunkelheit.

So auch die 15-jährige Lisa aus Brühl, die freudestrahlend berichtet: "Ich lasse jedes Mal fast mein ganzes Taschengeld hier". Besonders bei Jugendlichen liegt die Kleidung aus den USA im Trend und sorgt oft für lange Warteschlangen vor den in Deutschland bislang elf Hollister-Filialen.

Diese Hürde hindert die junge Kundschaft offenbar nicht am Geldausgeben: Durchschnittlich 7,5 Millionen Euro setzt jede der 62 internationalen Hollister-Filialen nach Angaben der Fachzeitschrift "Textilwirtschaft" im Jahr um. Deutschland sei für den Mutterkonzern Abercrombie & Fitch ein interessanter Markt, so die Experten. Neben der Filiale in Bonn sollen weitere Hollister-Läden in Berlin, Hannover, Ludwigsburg, Stuttgart und Hamburg folgen.

Das Erfolgsrezept des Unternehmens scheint der Einkauf als Erlebnis zu sein. Das bestätigt auch die 17-jährige Leonie aus Köln beim Verlassen des Ladens: "Die Atmosphäre bei Hollister ist einzigartig, so etwas gibt es sonst nirgendwo."

In den USA hat die anfängliche Begeisterung der Kunden allerdings bereits nachgelassen. Auch in Köln überzeugt das ausgefallene Konzept nicht jeden. "Mir hat der Laden überhaupt nicht gefallen, es ist zu dunkel, die Musik ist zu laut und ich habe es dort nicht lange ausgehalten, ohne Kopfschmerzen zu bekommen", sagt Tim (20) aus Hürth, der das Geschäft mit leeren Händen verlassen hat.

Zahlen und Fakten: Als Tochterfirma des börsennotierten amerikanischen Modekonzerns Abercrombie & Fitch wurde Hollister im Jahr 2000 gegründet. Hollister verfolgt eine offensive Internationalisierungsstrategie und eröffnete weltweit 540 Filialen. Das Modelabel hat seinen Sitz in New Albany (Ohio) und erwirtschaftete 2010 einen Umsatz von 3,5 Milliarden Dollar. (vbn)

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