Kommentar Jogging im Minenfeld

Dass sich der Kreistag zumindest in öffentlicher Sitzung erst jetzt mit den Details rund um das Nürburgring-Drama beschäftigt, ist schon seltsam. Seit zwei Jahren zeichnen sich die schwarzen Wolken am Eifelhorizont ab, die sich schließlich in einem kostspieligen Unwetter öffneten.

Ein Wolkenbruch, der über der Traditionsrennstrecke, seinen Hotels und Geschäften, seinem leerstehenden Boulevard und seinem nur hin und wieder von Menschen besuchten Ringwerk und nicht zuletzt auch über den dort beschäftigten Menschen, die in aller Regel Bürger des Kreises Ahrweiler sind, bis auf weiteres niederprasselt.

Für den Landrat war die gestrige Sitzung ähnlich entspannend wie ein Jogginglauf in einem Minenfeld. Schließlich ist der Kreis mit zehn Prozent an der insolventen Nürburgring GmbH beteiligt, hat in deren Aufsichtsrat auch Sitz und Stimme. Was wurde da eigentlich in den vergangenen zwei Jahren beraten und beschlossen, als klar wurde, dass man 550 Millionen Euro Schulden hat?

Als sich die Meldungen häuften über Nichtzahlungen von Pachten, gefährdete Arbeitsplätze, stillgelegten Ringracer oder eine Kartbahn, die - für viel Geld gebaut - noch nicht einmal den gültigen Immissionswerten entsprach und deren kleine "Renner" deshalb jetzt mit Elektromotörchen über die Indoorstrecke summen?

Nachdem das Kind nun mit Karacho in den Brunnen gesaust ist, fragt man sich im Ahrweiler Kreishaus zu recht, was denn mit dem eingelegten Stammkapital passiert. Festlegen darauf, dass der zwei Millionen-Betrag endgültig futsch ist, will sich natürlich keiner. Weil es ja das Prinzip Hoffnung gibt. Es gibt aber auch das Prinzip Realismus. Und wenn man das verfolgt, dann ist das Ergebnis eindeutig.

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