Start-Up in Köln Wo selbst das Nilpferd in Milch schwimmt

Köln · Das „Flakes Corner“ ist Kölns erstes Cornflakes-Café, das im Dezember 2015 von drei jungen Männern eröffnet wurde. Die Banken von dem Konzept zu überzeugen, war nicht einfach. Aber jetzt wird bereits expaniert

 An Auswahl mangelt es nicht. Auch Produkte aus Amerika sind in "Flakes Corner" zu haben.

An Auswahl mangelt es nicht. Auch Produkte aus Amerika sind in "Flakes Corner" zu haben.

Foto: Florian Zwiener

. Zu Ostern vor etwa zwei Jahren kamen die Kölner Max Kolvenbach (26) und Mark Mühürcüoglu (31) gut gelaunt von einer Familienfeier zurück. Für sie war der Abend allerdings noch nicht zu Ende. Deshalb zogen sie umher, um etwas zu trinken und kehrten anschließend in ihre WG zurück. Dort hockten sie hungrig in der Küche und alles, was es noch zu Essen gab, war eine Packung Cornflakes. Über die machten sie sich her und sinnierten darüber, dass es in Deutschland nur fade Sorten gibt. Damit sollte Schluss sein. „Wir haben an demselben Abend beschlossen, ein Cornflakes-Café aufzumachen“, sagt Max. Und blickt sich in seinem Laden um. „Flakes Corner“ heißt er.

Er ist der einzige seiner Art in Köln. Doch bevor irgendwelche Flocken mit Milch in Glasschalen über die Theke gingen, mussten die zwei einen Businessplan erstellen und Banken von ihrem Konzept überzeugen. Doch die waren skeptisch und wollten den zwei Jungs keinen Kredit gewähren. „Die haben uns damals sogar noch den Tipp gegeben, einen Hamburger-Laden aufzumachen“, sagt Max und schüttelt mit dem Kopf. Also mussten sie ihre Idee selbst finanzieren. Ein Risiko. Aber sie schafften es. Zu dem Zeitpunkt hatte der 26-Jährige noch seinen Freund Thomas Joussen (24) für das Start-Up begeistern können. Die drei renovierten das Ladenlokal selbst im Stil der 90-er Jahre. Statt Tapeten klebten sie an einige Wände ausgeschnittene Seiten aus Comicheften, stellten in eine Ecke zwei rote und ausrangierte Kinosessel und davor zwei Nintendo-Konsolen mit „Mario Kart“-Spielen. Über die Ladentür klebten sie alte VHS-Kassetten auf den nackten Beton.

Einige Wochen nach der Eröffnung im vergangenen Dezember stand plötzlich ein Bankberater vor ihnen an der Theke. Er wollte nichts bestellen, dafür etwas los werden. Nämlich einen Bankkredit. „Der war total happy, als er sah, dass unser Laden läuft“, erinnert sich Max. Der Grund: Die drei Männer haben ihre prognostizierten Besucherzahlen im Businessplan weit übertroffen. „Damals haben wir angegeben, dass an die 80 Leute am Tag kommen. Doch mittlerweile sind es allein am Wochenende knapp 400 Gäste und an Freitagen 250 bis 300“, erzählt Max begeistert. Allerdings sei die Verweildauer geringer als in anderen Cafés oder Restaurants. Im Schnitt bleiben die Gäste 15 bis 20 Minuten.

Das Sortiment im „Flakes Corner“ ist groß. Neben Klassikern, die es in jedem Supermarktregal gibt, bieten die drei Inhaber auch viele Sorten aus Großbritannien und den USA an. Vor allem die Cornflakes-Produkte aus den Staaten machen den Großteil aus, die sie von einem amerikanischen Lieferanten per Schiff oder Flugzeug bekommen „Das liegt daran, dass die Amerikaner einfach mehr Auswahl haben und sich allein schon bei der Optik der Flakes mehr einfallen lassen“, sagt Max und reicht Mark einige bunte Packungen aus dem Regal. Während es die deutschen Flakes-Sorten nur in rund, eckig oder naturgeformt gibt, kommen bei den Amerikanern auch Produkte in French-Toast-Optik in die Schüssel oder als kleine Waffeln mit Ahornsirup und Zimt. Den Clou gibt es bei „Lucky Charms“. Bunte, kleine Marshmallows in Form von Herzen und Hufeisen peppen das Frühstück auf. „Besonders beliebt sind Cornflakes mit Erdnussbutter“, sagt Max und schiebt eine Packung von Reeses's Puff über den Tisch. Kleine, runde Kugeln, die entweder nach Erdnussbutter oder Schokolade schmecken.

Der Verkaufsschlager ist aber ein anderer im „Flakes Corner“: Der „Swimming Hippo“. Kleine Cornflakes-Päckchen, gefüllt mit Schokolade und oben darauf ein Waffel-Schokoriegel in Form eines Nilpferdes, das auf der Milch schwimmt. Dazu empfiehlt Max Milch mit Keks-Geschmack. „Wir haben uns überlegt, neben der klassischen Milch auch welche mit Sirup anzubieten“, sagt Mark und zeigt auf eine handbeschriebene Menütafel an der Theke. Die Geschmacksrichtungen gehen von Pfefferminz, bis hin zu Kirsch-Banane und Lebkuchen.

Als Max seinem Vater von einer Unternehmensidee erzählte, war dieser alles andere als begeistert. „Dabei kommt mein Vater selbst aus der Gastronomie“, sagt Max und ergänzt: „Er wollte, dass ich nach meinem Studium erst mal zwei, drei Jahre angestellt bin, bevor ich selbst etwas auf die Beine stelle.“ Vor allem ein Café zu eröffnen, in dem man nur Cornflakes essen kann, machte seinen Vater skeptisch. „Er gehört eher zur Generation „Brot“. Selbst wenn er uns besucht, isst er keine Cornflakes“, erzählt der Jung-Unternehmer.

Obwohl es das „Flakes Corner“ erst seit knapp einem halben Jahr gibt, denken die drei Geschäftsführer schon über eine Expandsion nach. „Wir schauen uns derzeit Ladenlokale in Berlin und Hamburg an. Nach München wollen wir auch noch. Außerdem überlegen wir, ein weiteres Geschäft in Ehrenfeld oder im Belgischen Viertel zu eröffnen“, erzählt Max. Das Konzept inklusive der Lieferanten wollen die drei Geschäftsmänner allerdings an keine Franchise-Unternehmer verkaufen. „Wir glauben nicht, dass solch einen Laden in Bonn, Essen, Leverkusen oder Düsseldorf funktioniert,“ sagt Mark selbstbewusst. Schließlich würden die Kunden, die extra aus Bonn, Düsseldorf oder Leverkusen zum Cornflakes-Essen nach Köln kommen, wegbleiben.

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