Konzert in der Sinziger Pfarrkirche Wenn Sankt Peter rockt

SINZIG · Andrea Zug, Ex-Kandidatin von „The voice of Germany“, singt in ihrer Heimat Songs von Adele bis Pharrell Williams.

 Andrea Zug zog mit ihrer kraftvollen Stimme die Zuhörer in ihrer Heimatstadt in den Bann.

Andrea Zug zog mit ihrer kraftvollen Stimme die Zuhörer in ihrer Heimatstadt in den Bann.

Foto: Martin Gausmann

Adeles „Skyfall“ und Dusty Springfields „Son of a preacher man“ drangen bis nach draußen. Wer am späten Samstagabend an Sankt Peter vorbeiging, konnte nicht umhin, durch die geöffneten Kirchentüren hineinzuschauen. Und wer drin war, hatte wechselweise Party- oder besinnliche Weihnachtsgefühle. Die in Sinzig aufgewachsene und seit knapp zehn Jahren in Stuttgart lebende Andrea Zug schien mit ihrer Bühnenpräsenz, ihrer kraftvollen Stimme und in Begleitung ihrer vier Musiker Andreas Francke (Saxofon), Samuel Brandt (Drums), Steffen Hollenweger (Bass) und Alexander Pfeiffer (Piano) jeden Winkel des in lila Licht getauchten Gotteshauses in Beschlag zu nehmen und jeden Nerv ihrer Zuhörer zu erfassen.

Mal röhrte die Vorjahres-Kandidatin der TV-Casting-Show „The voice of Germany“ wie ein Rockstar, dann schlug sie ganz sensible Töne an. Ihre Stimme sei eine Macht hatte schon Andreas Bourani als Juror der Show festgestellt und Silbermond-Frontfrau Stefanie Kloß war von ihrem Strahlen beeindruckt gewesen. Beides kam auch bei ihrem Adventskonzert in der Pfarrkirche ihres Heimatorts zum Tragen, und da waren nicht nur Freunde und Familie im Publikum, sondern in der Mehrheit „Neuzugänge“, wie sich auf Zugs Frage, wer denn schon im Vorjahr dabei gewesen sei, zeigte.

In ihrer Heimatstadt schien die 32-Jährige ganz in ihrem Element, nicht nur musikalisch, sondern auch bei den Plaudereien zwischendurch. Ihr „I feel good“ kam genauso authentisch rüber wie Pharrell Williams’ „Happy“, aber auch die leisen Stücke, bei denen sie teils nur vom Klavier oder vom eigenen Spiel auf der Gitarre begleitet wurde wie bei Adeles „Million years ago“ oder John Lennons „Imagine“ zum Konzertauftakt. Auch, dass ihr Frieden auf der Welt gerade zu Weihnachten ein Anliegen ist, nahm das Publikum ihr ab.

Ein besonderes Lied war John Lennons „Happy Xmas“, bei dem Zug vom Schulchor des Rhein-Gymnasiums, in dem sie früher selbst sang, und vom Chor „conTakt“ unterstützt wurde. Beständig wiederholte die Background-Menge unter anderem die Zeilen „War ist over if you want“. Die ungeteilte Aufmerksamkeit galt den mehr als 30 Sängern unter Leitung von Andreas Dietl bei den Gospels „This little light of mine“ und „Seekers of your heart“, bevor Zug wieder am Zug war.

Dass sie bei Mariah Careys Version von „Looking in“ von ihren Gefühlen überwältigt wurde und feuchte Augen bekam, machte die Hauptakteurin des Abends für viele nur noch sympathischer. Das Lied über ein Mädchen voller Jugend-Ängste und Unsicherheiten, aber auch voller Träume und dem Willen, sich nicht unterkriegen zu lassen, habe sie an ihr Erwachsenwerden erinnert, das für sie schwer gewesen sei. Daher hätten sie die Emotionen überkommen, „nun in einer solch gefüllten Kirche zu stehen und mich all dem Unguten widersetzt und meine Träume erfüllt zu haben“. Die Zuhörer klatschten, auch um ihr Zeit zu geben, sich wieder zu fassen.

Bei „Jesus, oh what a wonderful child“, fungierten die Zuhörer als Chor, der beständig „Jesus“ rief, und nicht nur dabei standen alle auf und feierten miteinander und „ihre“ Hauptakteurin. Angesichts der zunehmenden Begeisterung war klar, dass das Konzert mit dem letzten Song im offiziellen Programm „All I want for Christmas“ noch nicht zuende sein würde, und bei nochmals John Lennons „Happy Xmas“ als letzter Zugabe, sang die ganze Kirche: „A very merry Christmas and a happy New Year. Let's hope it's a good one without any fear.“

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