Terror in Manhatten Was zum Anschlag in New York bekannt ist

Ein offenbar mit dem IS in Verbindung stehender Immigrant hat in New York mit einem Pickup wahllos Fußgänger und Radfahrer überfahren und acht Menschen getötet. Das ist bislang bekannt.

 Spurensuche: Kriminaltechniker untersuchen den Pickup nach dem Anschlag in New York.

Spurensuche: Kriminaltechniker untersuchen den Pickup nach dem Anschlag in New York.

Foto: AP

Der schwerste Anschlag in New York seit 9/11 hat erneut die Frage nach der Verwundbarkeit von Städten aufgeworfen. Wie schon in diesem Jahr in London, Stockholm und Barcelona wurde dabei ein Fahrzeug eingesetzt. Ein offenbar mit dem Terrornetzwerk IS in Verbindung stehender Immigrant überfuhr am Dienstag mit einem Pickup wahllos Fußgänger und Radfahrer. Acht Menschen starben, elf weitere, darunter eine Deutsche, wurden verletzt. Erste Konsequenz: US-Präsident Donald Trump will die beliebte Green-Card-Lotterie für Einwanderer abschaffen und den Attentäter eventuell ins Terror-Gefangenenlager Guantanamo/Kuba schicken. Die wichtigsten Fragen und Antworten auf einen Blick:

Wie hat sich die Tat ereignet?

Gegen 15 Uhr fuhr der Täter mit einem gemieteten Kleintransporter einer Baumarktkette im Süden Manhattans auf den beliebten Rad- und Fußweg am Hudson River. Über eine Strecke von 1,5 Kilometer rammte der Wagen bei hoher Geschwindigkeit etliche Menschen und kam erst in Höhe der Chambers Street nach einem Aufprall auf einen Schulbus zum Stehen. Der Fahrer stieg aus, ein Luft- und ein Paintball-Gewehr schwenkend, und rief laut Ohrenzeugen „Allahu akbar“ (Gott ist groß). Ein Polizist, Ryan Nash, setzte ihn mit einem Bauchschuss außer Gefecht. Sein Zustand ist stabil.

Wer sind die Opfer?

Sechs Menschen starben an Ort und Stelle, darunter fünf Männer einer zehnköpfigen Gruppe aus Argentinien. Eine 31-jährige Belgierin, Mutter zweier Kinder, starb ebenfalls auf dem Radweg. Zwei weitere Personen erlagen im Krankenhaus ihren Verletzungen.

Wer ist der mutmaßliche Täter?

Saifullo Saipow kam vor sieben Jahren aus Taschkent, der Hauptstadt der Ex-Sowjetrepublik Usbekistan, in die USA. Er lebte zunächst bei Bekannten in Cincinnati, Ohio. Der 29-Jährige hat eine Green Card, ist seit 2013 verheiratet und hat drei Kinder. Er hält Wohnsitze in Paterson, New Jersey, und Tampa, Florida. Der Kraftfahrer arbeitete zuletzt vorwiegend für den Fahrdienst Uber. Er hatte den Tatwagen eine Stunde vor der Tat in Passaic/New Jersey gemietet.

Was weiß man über sein Motiv?

Im Auto fand die Polizei eine handschriftliche Notiz, die Saipow als IS-Sympathisanten ausweist. New Yorks Gouverneur Andrew Cuomo nannte Saipow einen „verkommenen Feigling“, der sich in den USA radikalisiert habe. Polizei-Vize-Commissioner John Miller sagte, Saipow habe die Tat über Wochen vorbereitet und sich dabei fast buchstabengenau an Handlungsanweisungen gehalten, die der Islamische Staat im Internet verbreitet. Wegen eines nicht bezahlten Bußgelds musste Saipow 2016 vor Gericht. Davon abgesehen ist er polizeilich nicht auffällig geworden. Bundesbehörden war Saipow trotzdem bekannt, weil er mit einem potenziellen Gefährder in Kontakt war, der überwacht wurde. Die Behörden gehen davon aus, dass er als Einzeltäter gehandelt hat.

Was passiert als nächstes?

Saipow ist vernehmungsfähig. Er soll bei der ersten Begegnung mit der Polizei keine Reue gezeigt habe. Die Auswertung seines Mobiltelefons und Computers läuft. Das FBI wird auch über die Masjid Omar Moschee in Paterson, wo Saipow betete, rekonstruieren, wie die Radikalisierung vonstattenging. Eine Verbindung zur Islamistischen Bewegung Usbekistans (IMU) wird nicht ausgeschlossen.

Wie reagieren die New Yorker?

Erwartungsgemäß gefasst. Bürgermeister Bill de Blasio rief die Bevölkerung dazu auf, sich nicht beirren zu lassen und Widerstandskraft zu zeigen. Schon wenige Stunden später fand nicht weit vom Tatort entfernt in Greenwich Village die größte Halloween-Parade Amerikas statt. Am kommenden Sonntag erwartet der „Big Apple“ über 50 000 Teilnehmer zum traditionellen Marathonlauf.

Was sind die politischen Konsequenzen?

Trump begleitete die ersten Stunden nach dem Anschlag mit Twitter-Botschaften, die Stärke und Tatkraft vermitteln sollten. „Wir dürfen es nicht zulassen, dass der IS in unser Land zurückkehrt oder gelangt, nachdem wir ihn im Nahen Osten oder anderswo besiegt haben. Es reicht.“ Danach wies er das Heimatschutzministerium an, die „bereits extremen Sicherheitsüberprüfungen“ für Einwanderer nochmals zu verschärfen. Was das bei Saipow genutzt hätte, der seit 2010 legal in den USA lebt, war zunächst nicht ersichtlich.

Werden die Gesetze verschärft?

Saipow kam über eine 1990 von den Demokraten eingeführte Lotterie („Diversity Visa“) an seinen Aufenthaltstitel. Dabei wurden bisher jedes Jahr 50 000 Menschen nach intensiver Überprüfung mit einer Green Card ausgestattet. Trump und der republikanische Senator Tom Cotton wollten das Programm schon vor Monaten streichen. Am Mittwoch erneuerte Trump seine Kritik. US-Medien erwarten, dass Trump seine restriktive Einwanderungspolitik nun noch rigoroser betreiben wird. „Das Klima für Muslime wird rauer“, sagte ein Analyst dem Sender MSNBC.

Hätte der Anschlag verhindert werden können?

Nach dem Attentat mit einem Lastwagen in Nizza 2016 hat die New Yorker Polizei rund 150 Mietwagen-Stationen kontaktiert, um Vermieter für verdächtige Kunden zu sensibilisieren. Eine Ausweitung aufs ganze Land scheint kaum durchsetzbar. FBI-Experten sagten, dass es „in den großen Städten unmöglich ist, Bürgersteige und Radwege komplett zu schützen“.

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