"Von Verbrechen haben wir damals nichts gewusst"

Zeitzeugen berichten in Bonn über das Kriegsende

  Sieben Zeitzeugen  diskutierten mit Schülern über ihre Erinnerungen ans Kriegsende. Rechts: Schulleiter Alexander Wolfshohl.

Sieben Zeitzeugen diskutierten mit Schülern über ihre Erinnerungen ans Kriegsende. Rechts: Schulleiter Alexander Wolfshohl.

Foto: Engels

Bonn. Als die Alliierten am 26. April 1945 Berlin eingeschlossen hatten, wurde das Kriegsende besiegelt. Wie haben die jungen Deutschen von damals diese historische Zäsur erlebt? Mit dieser Frage beschäftigen sich 60 Jahre danach die Schüler des Beethoven-Gymnasiums.

"Unsere Schule organisiert Gedenkveranstaltungen. Zu diesem Anlass hat die Fachschaft Geschichte sieben Zeitzeugen zum Gespräch eingeladen", sagt Schulleiter Alexander Wolfshohl. In der Jahrgangsstufe 10 berichteten sie nun von ihren persönlichen Erlebnissen.

"Mit dem Kriegsende verbinde ich das Gefühl der Erleichterung. Ich war als Gefangener auf dem Schiff unterwegs nach Marseille, wusste aber, dass das Schlimmste vorüber war", sagt Ferdinand Behle. Mit 17 Jahren wurde er entlassen.

Helmut Schwaeppe erzählte von seiner "persönlichen Kapitulation" kurz vor dem Kriegsende: "Die Front rückte immer näher und wir marschierten nachts". Ein Schock für den damals 18-Jährigen, als er unterwegs tote deutsche Soldaten mit "Deserteur"-Schildern an den Bäumen sah. So wollte Schwaeppe nicht enden.

Eines Nachts habe er Amerikaner auf der Autobahn beobachtet. Sein erster Kontakt zu den US-Truppen kam zustande, als sie ihm seine Armbanduhr weggenommen haben. Nach der Rückkehr aus der Gefangenschaft hat Schwaeppe am Beethoven-Gymnasium 1946 Abitur gemacht.

Rolf Groesgen berichtet, wie er als 15-Jähriger den Einberufungsbefehl bekam. Bedauert habe er es, dass die Deutschen verloren haben: "Von Verbrechen haben wir damals nichts gewusst." Wilhelm Trimborn erzählte, er sei einfach nur "froh gewesen, dass wir verloren haben und die Familie nicht mehr nachts in den Keller musste".

Die Fragen der 16-Jährigen über die zeitgeschichtlichen Zusammenhänge beantwortete ausführlich Christian Schüller. 18 Jahre lang hat er Geschichte am Beethoven-Gymnasium unterrichtet: "Ich kann es heute noch nicht begreifen, wie Menschen zu solchen Taten fähig wurden. Das erlebt zu haben, ist für mich bis heute eine persönliche Belastung."

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