International Trio in Dernau Von New Orleans bis Dernau

DERNAU · Thomas L’Etienne, Oliver Franc, Paul Asaro und Trevor Richards spielen authentisch und begeistert, als gebe es auf der Welt nichts anderes, als miteinander zu musizieren. Das Publikum war vom Auftritt des International Trio in Dernau restlos begeistert.

 Hochprofessionell: Der Auftritt des International Trio im Dernauer Gemeindehaus.

Hochprofessionell: Der Auftritt des International Trio im Dernauer Gemeindehaus.

Foto: Matin Gausmann

„Es ist die Musik meiner Jugend, da öffne ich mich gleich und fühle mich wohl“, sagt Katja Dick. Die Meckenheimerin ist mit ihrem Ehemann und Freunden zum Jazzabend auf Einladung des Kulturvereins Mittelahr ins Dernauer Bürgerhaus gekommen. „Das ist Musik, die ich in New York ganze Nächte durch live gehört habe“, bestätigt Gero Masur, der mit aus Meckenheim an die Ahr gekommen ist. „Man darf dabei aber eigentlich nicht still sitzen“, ergänzt er. Mit dem International Trio hat der Kulturverein die wohl besten Interpreten aus dem Westen für Dernau gewinnen können.

Gero Masur hat Recht. Still sitzen passt nicht zu der vor Lebensfreude strotzenden Musik mit Klarinetten, Sopransaxophon, Klavier, Schlagzeug und Gesang. So ganz still sitzt das große Publikum allerdings auch nicht. Mit den ersten Tönen wippen die ersten Füße, einige Köpfe bewegen sich sacht, vielleicht aus Ergriffenheit, die Musik der eigenen Jugendjahre noch einmal live und in höchster Qualität erleben zu dürfen. Bis auf ganz wenige Ausnahmen sind die Zuhörer in der zweiten Hälfte ihres Lebens angekommen.

„Gut, dass man die Akteure so nahe sieht“, freut sich ein Konzertbesucher aus Remagen, der mit einer ganzen Gruppe dabei ist. Tatsächlich bewegen sich auf der Bühne vier Männer fast hautnah zum Publikum. Offensichtlich haben sie Musik im Blut, sie spielen authentisch und begeistert, als gebe es auf der Welt nichts anderes, als miteinander zu musizieren. Jazz.

Musikalisch werfen sie sich die Bälle zu, reagieren spontan und kräftig aufeinander, sind ganz in der Musik gefangen. Da bleibt auch das Publikum nicht ruhig, immer wieder gibt’s spontan Zwischenapplaus für Thomas L’Etienne an der Klarinette, Oliver Franc als Gast, der sich an Klarinette und Sopransaxophon präsentiert, Paul Asaro, der das Klavier meisterhaft ins Spiel einfügt und außerdem mit einigen Soli und mit Gesang brilliert. Nicht zuletzt der Schlagzeuger Trevor Richards. Er gilt derzeit als Bester in der New-Orleans-Tradition, ist Moderator des Abends und versteht es meisterhaft, einerseits mit seinen Instrumenten den Rhythmus vorzugeben und die Bläser zu begleiten. Aber er kann sein Schlagzeug auch derart malträtieren, dass dem Publikum Hören und Sehen vergeht, dass es staunend und gebannt auf die Bühne schaut und der Applaus anschließend nicht enden will.

So machen beim dritten Abend mit dem International Trio in Dernau vier Männer kraftvoll Musik. Die Remagener haben kein Konzert verpasst und wollen im nächsten Jahr auch wieder nach Dernau kommen. Sie sind vom Jazz begeistert, haben schon Chris Barber in Köln gehört.

Mit einem Glas Rotwein genießt Gastronom Wolfgang Klaes aus Mayschoß den Abend. Im Grand Hotel in Nürnberg hatte er seine Ausbildung fürs Hotelfach gemacht, als sich dort an Heiligabend 1957 Louis Armstrong mit seiner Band für ein paar Tage einquartierte. Spontan entschloss sich das Orchester, für die wenigen Hausgäste zu spielen. „Da war keiner, dem in der Dreiviertelstunde nicht die Nackenhaare zu Berge standen“, erinnert sich Klaes begeistert. Er ist der Musik treu geblieben, fährt jährlich zur Jazzwoche in den Rheingau.

Auf der Bühne wiegt sich eine der Klarinetten in einer träumerischen Melodie. Diese wird schnell vom Partner aufgegriffen und umformuliert. Aus der Traum. Das geht hin und her, bis das Schlagzeug das flotte Palaver abrupt zerreißt und das Publikum begeistert klatscht.

Die Musik hält die Zuhörer gefangen. In der Moderation fallen Namen wie New Orleans, New York, Harlem, Paris, Sydney, Musik der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. „If I had you“, ein Hit aus den 1930ern erklingt mit perlendem Klavierspiel bis hin zum Solo. „I’m crazy about my baby“ mit Klavier und Gesang, in den sich die Klarinette fast sentimental einfügt, um dann nachdenklich ganz zu übernehmen. „Temptation of Rag“ mit wunderschönen Melodien erklingt. Bei „Down in honky tonk town“ brillieren die Bläser, bis das Schlagzeug sich zu einem Gewitterdonner aufbäumt und das Publikum kaum noch zu halten ist.

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