Dschihadist aus Bonn USA: Deutscher IS-Kämpfer Cuspert ist tot

WASHINGTON/BONN · Totgesagte leben länger. Doch auch sie sterben eines Tages. Auch über Denis Cuspert, den früheren, mäßig erfolgreichen Berliner Rap-Musiker gab es schon einige Meldungen, er sei als Dschihadist im syrischen Bürgerkrieg ums Leben gekommen.

 Da war er noch in Deutschland aktiv: Denis Cuspert wird nach den Krawallen in Lannesdorf am 5. Mai 2012 von Polizisten abgeführt. Kurz darauf taucht er unter.

Da war er noch in Deutschland aktiv: Denis Cuspert wird nach den Krawallen in Lannesdorf am 5. Mai 2012 von Polizisten abgeführt. Kurz darauf taucht er unter.

Foto: Thomas Gottschalk

Immer wieder wurden diese Meldungen später - mitunter von ihm selbst - übers Internet dementiert. Nun aber gibt es seit der jüngsten Todesmeldung vom 16. Oktober nicht nur kein Lebenszeichen mehr von Cuspert. Auch hat das US-amerikanische Verteidigungsministerium den Tod des Terroristen des Islamischen Staates (IS) bestätigt.

Der 39-Jährige sei bei einem Luftangriff auf den IS in Syrien umgekommen, sagte eine Pentagonsprecherin. "Ich kann bestätigen, dass Cuspert bei einem Angriff nahe Rakka am 16. Oktober getötet worden ist", erklärte die Sprecherin. Von den Sicherheitsbehörden in Deutschland gab es gestern keine Bestätigung. Cuspert, Sohn einer Deutschen und eines Ghanaers, hatte unter dem Namen Abu Talha al-Almani in zahlreichen IS-Videos zu Gewalt aufgerufen und mit Anschlägen gedroht. Er soll damit beauftragt gewesen sein, Deutsche für den IS zu rekrutieren.

Vor seiner Ausreise 2012 war Cuspert auch in der Bonner Islamistenszene immer wieder anzutreffen. Schlagzeilen machte er vor allem am 5. Mai 2012, als er mutmaßlich einer der Rädelsführer der schweren Ausschreitungen militanter Muslime gegen die Bonner Polizei in Lannesdorf war. Zwei Beamte wurden dabei schwer verletzt. Deswegen bestand gegen den flüchtigen Cuspert seit Juni 2012 ein Haftbefehl wegen des dringenden Verdachts der Begehung eines besonders schweren Landfriedensbruchs. Die USA hatten ihn Anfang 2015 auf ihre Terroristenliste gesetzt. Zudem stand er auf der Terrorliste der Vereinten Nationen.

Nachdem Cuspert nach dem Verbot seiner radikalen Gruppierung "Millatu Ibrahim" 2012 untergetaucht war und sich über Umwege ins Bürgerkriegsland Syrien abgesetzt hatte, sendete er von dort immer wieder Lebenszeichen via Internetvideos. In zweien von ihnen tritt er indirekt oder gar direkt als blutrünstiger Dschihadist auf: Einmal kniet der ebenfalls in Syrien kämpfende Bonner Fared S. vor Leichen, die er verhöhnt. Aus dem Hintergrund ist Cusperts Stimme zu hören. In einem weiteren Video sieht man ihn mit einem abgeschlagenen Kopf in der Hand.

Der Berliner, der als Elfjähriger seinen ersten Überfall beging, soll damals vor Gericht einer Jugendrichterin gesagt haben: "Ich will berühmt werden, egal wie." Nachdem er als Gangsta-Rapper gescheitert war, suchte Cuspert sein Heil in der Salafistenszene. Ein erstes offenes Bekenntnis zum Dschihad legte er via Internetvideo bei einem "Islamseminar" der salafistischen Gruppierung "Die wahre Religion" aus Bonn und Köln Anfang 2011 ab. Er selbst gründete die militante Gruppe "Millatu Ibrahim", die 2012 verboten wurde und mutmaßlich für die Krawalle Anfang Mai 2012 in Solingen und Bonn verantwortlich war. Danach setzte er sich nach Syrien ab - erst zur Al-Kaida-nahen Terrorgruppe Nusra-Front, später dann zum IS.

Nach Erkenntnissen des Bundesamts für Verfassungsschutz und des Bundeskriminalamts sind seit Beginn der Kämpfe in Syrien im Jahr 2011 insgesamt mehr als 750 Islamisten aus Deutschland in das Krisengebiet ausgereist. Die Sicherheitsbehörden haben in 120 Fällen Hinweise, dass Islamisten aus Deutschland in Syrien oder im Irak ums Leben gekommen sind. Ein Drittel der Ausgereisten ist inzwischen wieder in Deutschland. Mehr als 70 davon haben nach Einschätzung der Verfassungsschützer Kampferfahrung. dpa/afp/ga

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