UN-Konferenz beschließt historischen Weltklimavertrag

Paris · Historischer Durchbruch in Paris: Erstmals haben sich nahezu alle Staaten der Erde auf einen verbindlichen Weltklimavertrag geeinigt. Zentrales Ziel der gut 190 Länder ist es, die durch Treibhausgase verursachte Erderwärmung auf deutlich unter 2 Grad zu begrenzen - und wenn möglich sogar auf 1,5 Grad.

 Frankreihs Außenminister Fabius und UN-Generalsekretär Ban während des Gipfels in Paris. Foto: Etienne Laurent

Frankreihs Außenminister Fabius und UN-Generalsekretär Ban während des Gipfels in Paris. Foto: Etienne Laurent

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Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) sprach von einem starken Abkommen. "Wir haben heute alle zusammen Geschichte geschrieben."

Über den Vertrag war zwei Wochen lang verhandelt worden. Allerdings werden die nationalen Klimaziele auch weiterhin von den einzelnen Ländern festgelegt - bislang reichen die vorliegenden Pläne nicht aus, um den Klimawandel auf ein erträgliches Maß zu begrenzen.

Zahlreiche Umweltschützer werteten den Vertragstext als starkes Signal zur Abkehr von den fossilen Energien Kohle, Öl und Gas. Sie hätten sich aber früheres Handeln und mehr konkrete Verpflichtungen für die einzelnen Staaten gewünscht.

"Der Text, den wir vor uns haben, ist nicht perfekt", sagte die südafrikanische Umweltministerin Edna Molewa, die für eine Gruppe von mehr als 130 Entwicklungs- und Schwellenländern einschließlich Chinas sprach. "Aber wir glauben, dass er eine solide Basis darstellt, von der wir unser verstärktes Handeln mit neuer Entschlossenheit beginnen können."

Laut Vertragstext soll der Ausstoß von Treibhausgases möglichst bald sinken. In der zweiten Hälfte des Jahrhunderts sollen dann nicht mehr Treibhausgase ausgestoßen werden, als an anderer Stelle, zum Beispiel von Wäldern, aufgenommen werden können - das heißt: Es sollen netto keine zusätzlichen Treibhausgase in die Atmosphäre gelangen. Treibhausgase lassen wie das Glas im Treibhaus Sonnenstrahlen bis zum Erdboden durch. Die von der Erde reflektierten Infrarotstrahlen nehmen sie jedoch auf und erwärmen so die Luft.

Umweltminister Hendricks betonte, dass ab 2020 die Staaten alle fünf Jahre neue Klimaschutzpläne vorlegen werden, "die so ambitioniert wie irgend möglich sein müssen". Außerdem habe jedes Land über seine Treibhausgasemissionen zu berichten, "damit die Fortschritte nicht nur auf dem Papier stehen, sondern auch der Realität entsprechen".

Greenpeace-Experte Martin Kaiser lobte den Verweis auf das besonders von bedrohten Inselstaaten geforderte 1,5-Grad-Ziel als "ganz starkes Signal". Christoph Bals von Germanwatch meinte: "Dass sich alle auf einen Pfad zum Ausstieg aus Kohle, Öl und Gas begeben, bedeutet einen Wendepunkt in der Klimageschichte." Der Vorsitzende des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland, Hubert Weiger, kritisierte, das Abkommen liefere "keine angemessenen Antworten auf die Klimakrise".

"Das Abkommen wird nicht die Welt retten", sagte Sabine Minninger von Brot für die Welt. "Dennoch ist es erfreulich, dass alle Staaten sich dieser Zukunftsaufgabe stellen wollen und auch noch die Ärmsten und Verletzlichsten mit in den Blick nehmen." Oxfam-Experte Jan Kowalzig kritisierte hingegen, bei der finanziellen Unterstützung armer Länder sei das Abkommen "eine herbe Enttäuschung".

Die Verhandlungen hatten sich vor allem in den letzten Tagen zäh gestaltet, die Konferenz war deshalb um einen Tag verlängert worden. Frankreichs Präsident François Hollande hatte bei der Vorstellung des Textvorschlags am Mittag mit einer leidenschaftlichen Rede um Zustimmung geworben. "Es ist selten, dass es im Leben die Gelegenheit gibt, die Welt zu verändern. Sie haben diese Gelegenheit", sagte er zu den Delegierten.

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