Analyse Trumps USA und Riad verbinden "große Geschäfte!"

Washington/Riad · "Ich habe keinerlei finanzielle Interessen in Saudi-Arabien", sagt Donald Trump. Als Privatperson und US-Präsident hat er aber kräftig von den Ölmilliarden aus Riad profitiert. Welche Auswirkungen hat das auf den Fall Khashoggi?

 Besuch in Riad im Mai 2017: US-Präsident Donald Trump hält bei einer Willkommenszeremonie im Murabba-Palast ein traditionelles Schwert in den Händen.

Besuch in Riad im Mai 2017: US-Präsident Donald Trump hält bei einer Willkommenszeremonie im Murabba-Palast ein traditionelles Schwert in den Händen.

Foto: Evan Vucci/AP

Es war im US-Präsidentenwahlkampf im August 2016, als Donald Trump Sätze sagte, die ihm heute vorgehalten werden.

"Saudi-Arabien und ich kommen großartig miteinander aus", rief der Immobilienmogul damals vor jubelnden Anhängern im Bundesstaat Alabama. "Sie kaufen Wohnungen von mir. Sie geben 40 Millionen, 50 Millionen (Dollar) aus. Soll ich sie nicht mögen? Ich mag sie sehr."

Inzwischen steht die Führung in Riad im Verdacht, den regierungskritischen Journalisten Jamal Khashoggi ermordet zu haben - und offene Zuneigung wie einst Trump zeigt derzeit kaum jemand gegenüber dem Königreich. Trump fordert zwar Aufklärung in dem Fall und verwahrt sich gegen den Vorwurf, die Saudis in Schutz zu nehmen. Doch die oppositionellen US-Demokraten haben ihre Chance erkannt.

Eine Gruppe demokratischer Senatoren fordert Trump und sein Firmenkonglomerat dazu auf, binnen eines Monats alle "finanziellen Verbindungen" zu Saudi-Arabien offenzulegen. Viel Erfolg dürfte den elf Senatoren damit nicht beschieden werden, schließlich verweigert Trump bis heute die Offenlegung seiner Steuererklärungen.

Dennoch bringt die Forderung Trump unter Druck. Die Senatoren wollen Aufklärung, auch von seiner Firmengruppe, der Trump-Organisation. Mit seinem Amtsantritt im Januar 2017 zog sich der Präsident zwar aus deren Führung zurück, die er seinen beiden ältesten Söhnen überließ - gehören tut ihm die Trump-Organisation aber immer noch.

"Öffentlichen Berichten zufolge hat die Trump-Organisation über Jahrzehnte Geschäftsbeziehungen mit der Regierung Saudi-Arabiens und Angehörigen der saudischen Königsfamilie unterhalten", schreiben die Senatoren. "Finanzielle Interessenkonflikte" könnten womöglich dazu führen, dass Trump nicht unbefangen über Sanktionen gegen Saudi-Arabien entscheiden würde - deren Prüfung US-Senatoren auch aus dem Lager von Trumps Republikanern fordern.

Trump versicherte zwar bereits am Dienstag: "Fürs Protokoll, ich habe keinerlei finanzielle Interessen in Saudi-Arabien." Zumindest in der Vergangenheit war das aber anders. US-Medien zufolge machte Trump vor seiner Präsidentschaft Millionengeschäfte mit den Saudis: Demnach verkaufte er 2001 beispielsweise das gesamte 45. Stockwerks seines Trump World Towers in Manhattan an das Königreich.

Doch auch nach seiner Wahl zum Präsidenten soll Trump von den Saudis profitiert haben: Die "Washington Post" berichtete, im Frühjahr vergangenen Jahres habe eine Lobbyfirma eine Rechnung über fast 270.000 Dollar (ca. 234.000 Euro) in Trumps Hotel in Washington auflaufen lassen. Bezahlt habe das Königreich. Wenige Monate später brach Trump zu seiner ersten Auslandsreise auf: nach Saudi-Arabien.

Und dort, in einem prunkvollen Saal voller Staatsgäste, wedelte der damalige Trump-Sprecher mit seinen Papieren und frohlockte mit einem breiten Grinsen: "Große Geschäfte!" Auf den Zetteln waren Waffendeals und zivile Geschäfte vermerkt, für die Saudi-Arabien Hunderte Millionen Dollar ausgeben wollte - darunter den mit 110 Milliarden Dollar größten Waffendeal der US-Geschichte.

Auch wenn einige der Übereinkünfte nur Absichtserklärungen waren und Medien zufolge teilweise noch immer nicht klar ist, ob sie realisiert werden, sind sie für die Trump-Administration wichtig. Schließlich werden mit solchen Aufträgen Jobs in den USA gesichert und geschaffen. Ein zentrales Wahlkampfversprechen Trumps.

Aufseiten Saudi-Arabien sahen Experten den erfolgreichen Versuch, sich nach Jahren der Eiszeit unter Ex-Präsident Barack Obama das Wohlwollen der USA zu erkaufen. Riads starker Mann, der junge Kronprinz Mohammed bin Salman, verband den verschwenderischen Empfang Trumps mit dem Versprechen, den Terror in Nahost und den gemeinsamen Feind Iran zu bekämpfen. Riad wollte sich unverzichtbar machen.

Doch nicht genug mit Waffendeals: Die Ölmonarchie verspricht lukrative Aufträge für den großangelegten Wirtschaftsumbau. Bei einer mit viel Aufwand hochgezogenen Wirtschaftskonferenz will Saudi-Arabien kommende Woche um Investitionen aus dem Ausland werben. Auch wenn der Fall Khashoggi wie ein dunkler Schatten über der "Future Investment Initiative" liegen wird. Mehrere prominente internationale Gäste haben ihre Teilnahme schon abgesagt.

Während die Investitionen in Saudi-Arabien sich schleppen, fließt das Geld aus Riad vor allem ins Silicon Valley weiterhin üppig. Seit Mitte 2016 hat Thronfolger Mohammed dem "Wall Street Journal" zufolge mindestens elf Milliarden Dollar in 22 US-Start-ups investiert - darunter der Fahrdienst-Vermittler Uber, die Coworking-Plattform WeWork oder das Kommunikationsprogramm Slack.

Doch es ist nicht nur das große Geld, das Saudi-Arabien und die Trump-Regierung verbindet, sondern auch die persönliche Zuneigung. Denn Trump hat mit Jared Kushner einen Nahost-Beauftragten und Schwiegersohn, der zu Kronprinz Mohammed glänzende Kontakte und auch eine - wie es heißt - innige Freundschaft pflegt.

Kushner warb im Weißen Haus erfolgreich für den Thronfolger als großen Reformer, Trump folgte seiner Einschätzung. Nun wird Kushners Kumpel vorgeworfen, ein Tötungskommando auf den Journalisten Khashoggi angesetzt zu haben. Das setzt nicht nur den Berater, sondern auch den Schwiegervater unter Druck.

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