Tradition und Multimedia

Bildung für alle in der VHS, virtuelle Welten im Animax

Aus dem Musikschulgebäude an der Kurfürstenallee dringen Klaviertöne. Mozart. Im Hof des Bildnerischen Zentrums der Volkshochschule trocknen Bilder. Keine Picassos, aber Werke fortgeschrittener Hobbymaler. Bei einem Bummel durch Bad Godesberg trifft man auf viel Kultur, mal handgemacht von Hausmusikern und Freizeitkünstlern, mal von überregionaler Bedeutung.

Von der Volkshochschule im Altstadt-Center gehen wichtige Impulse für die politische Bildung aus. Haus an der Redoute und Galerien präsentieren ein breites Kunstspektrum. Ein wichtiges Kulturereignis ist die alljährlich stattfindende Muffenale, die Kunst und Kulinarisches im historischen Muffendorfer Dorfkern in Szene setzt. Jazzfreunde pilgern in den Musikclub "Live" in Plittersdorf, der mit abwechslungsreichen Konzerten, internationalen Künstlern und regelmäßigen Veranstaltungen wie Jazz-Sessions und Leseabenden die Kulturszene bereichert.

Eine regelrechte Kulturmeile ist in der Moltkestraße herangewachsen. Auf den wenigen hundert Metern zwischen Kinopolis und Klangstation entstehen innovative Projekte, die weit über die Grenzen des Stadtbezirkes hinaus von sich reden machen. Der Verein Bonner Rockmusiker fördert junge Musiker, stellt im Hansa-Haus Probenräume zur Verfügung und veranstaltet zahlreiche Konzerte. Die Klangstation im Godesberger Bahnhof bietet ein Forum für lokale und Gastspiele auswärtiger Bands.

Längst fest im Sommerprogramm etabliert hat sich auch die "Musik im Park".

Das erste Multimediatheater Nordrhein-Westfalens hat am 22. Juni 1999 mit dem Animax im Kinopolis-Komplex eröffnet. Das Konzept ist derart überzeugend, dass das Animax als ein "Weltweites Projekt" der Expo 2000 anerkannt wurde. Sinnes- und Wahrnehmungsschulung sowie den kritischen Umgang mit Medien möchte der Trägerverein, die Bonner Entwicklungswerkstatt für Computermedien (BEC), vermitteln.

Spitzentechnologie wird für Kunstprojekte eingesetzt statt für wirtschaftliche Zwecke. Der BEC-Vositzende Bodo Lensch schätzt den gut angebundenen Standort: "Wir verstehen uns als Projekt innerhalb der Rheinschiene", sagt er. Mit dem Sonderprogramm zur Expo hat der Verein nicht nur einen finanziellen Kraftakt unternommen, sondern ist auch bei der Belastung der ehrenamtlichen Mitarbeiter an seine Grenze gekommen. Um die zur Zeit laufende virtuelle Musikinstallation "Camera Musica" finanzieren zu können, musste die BEC sogar einen Kredit aufnehmen. Für die weitere Arbeit des Animax wünscht sich Lensch, "dass sich die Stadt das vielgelobte Multimediatheater 150 000 Mark im Jahr kosten lässt".

Aus dem Stadtbild nicht mehr wegzudenken ist trotz umstrittener Fassadengestaltung das Kinopolis, imposanter Abschluss der kleinen Godesberger Kulturmeile. Im Dezember 1997 eröffnete das Multiplex-Kino mit elf Sälen und 2 500 Sitzplätzen.

Von Kassenschlagern wie "American Pie" oder "Mission Impossible" - in der ersten Woche kamen 9 000 Besucher - bis hin zu Werken, die sonst nur in Programmkinos laufen, reicht das Angebot. Filme von Regisseuren wie Woody Allen, Volker Schlöndorff oder Jim Jarmusch bereichern das Godesberger Kulturleben. Beim "Sommertraum-Kino" zeigt das Kinopolis in der cineastischen Saure-Gurken-Zeit anspruchsvolle Produktionen. Einmal im Monat diskutiert die Filmhistorikerin Clara Maria Schellhoss im Rahmen der Filmkunst-Reihe mit dem interessierten Publikum. Senioren-Vorstellungen und Filme in der englischen Originalversion sprechen weitere Zuschauerkreise an.

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