Die „Hochwohlgeschwollenen“ sind klamm Theatergruppe Westum zeigt "Currywurst und Kaviar"

WESTUM · Zum 35. Mal sorgt die Theatergruppe Westum für Abende köstlicher Unterhaltung. Diesmal tischen die Mitspieler die Komödie „Currywurst und Kaviar“ auf.

 Die Familie Knackfrisch mit Andreas Braun (v.l.), Gabi Bockshecker, Elisa Arzdorf und Monika Schneider.

Die Familie Knackfrisch mit Andreas Braun (v.l.), Gabi Bockshecker, Elisa Arzdorf und Monika Schneider.

Foto: Martin Gausmann

Es friert die Gräfin und es klagt der Graf über alle Tage Kartoffelbrei und Brühwurst im Schloss derer von Schippenstiel. Die Theatergruppe Westum tischte indes auf, wie sich die Dinge bei den finanziell knappen Blaublütigen turbulent weiterentwickeln.

Seit 1983, zum 35. Mal in Folge, sorgen die Mitspieler für Abende köstlicher Unterhaltung, so auch diesmal mit der Komödie „Currywurst und Kaviar“ von Beate Irmisch. Die Generalprobe im Gasthaus „Zur Post“ präsentiert den einst prachtvollen Salon mit Kamin, Wappen, Jagdtrophäen und des Grafen Poldis (Daniel Kohzer) Konterfei. Nun aber fehlt selbst fürs Heizöl das Geld. Denn Poldi hat sein Erbe mit Wetten und Frauengeschichten verjubelt. Dazu musste er Alimente berappen für ein vor Gattin Elli verheimlichtes Kind.

Im Gegensatz zum angetrauten Jammerlappen blickt Elli, souverän gemimt von Daniela Dedenbach, der Realität ins Auge. Mit Butler Johann (Dirk Hansen), hyperloyal und distinguierter als seine Herrschaft, heckt sie einen Plan aus. Zwecks Abwendung der Misere lassen Sie den millionenschweren Wurstkönig Moritz Knackfrisch (Andreas Braun) anreisen, dem zum Zaster nur noch der Adelstitel fehlt.

Doch die Zuschauer erleben, dass der gutmütige Goldketten-Proll und seine etwas unterbelichtete, zwischen Anmaßung und Ergebenheit schwankende Frau Hulda (Gabi Bockshecker), die mal vor Grafens in die Knie geht, mal über die „Hochwohlgeschwollenen“ herzieht, alles durcheinander bringen: Sie halten die Gräfin fürs Dienstmädchen, des Butlers Neffen Matthias (Henry Schmerer) für den Grafen und dichten dem Pfarrer (Wolfgang Staus) ein uneheliches Kind an. Im Schloss geht es allmählich zu wie im Taubenschlag.

Nicht nur sind die Knackfrischs mit Tochter „Jo“, Josefine (Elisa Arzdorf), ein für diese Familie überraschend aufgewecktes Mädchen und „Ömchen“ Serafine (Monika Schneider) eingetroffen. Weil Jolanthe, des Pfarrers Köchin, fast das Pfarrhaus abgefackelt hat, logieren sie und der Pfarrer gerade ebenfalls dort. Ihren Hasenbraten konnte sie retten und er ist wegen der öden Verzehrsituation im Haus natürlich hochwillkommen, was man von dem Alimentekind, das überdies sein Kommen angekündigt hat, keineswegs behaupten kann.

Witz und Verwicklungen machen genretypisch den vergnüglichen Dreiakter aus. Wenn auch mehrfach der Jagdpächter (Hans Hubert Decker) hereinschneit, kann der verständnisvolle Mensch mit seinen berechtigten Anliegen – kein Wild im Wald, dafür illegaler Restmüll – das Chaos kaum vergrößern. Ausgleichend wirkt ebenso der Anwalt der Gräfin (Roland Janik), der seine Liebe fürs kokette, Zigarre schmauchende und Platt sprechende Ömchen entdeckt. Ob aber der Deal mit Moritz Knackfrisch gelingen wird? Von neuer Selbstachtung erfüllt, ruft der nämlich: „Ich muss kein Graf sein, ich bin ein König, ich bin der Wurstkönig von Westum.“ Den Applaus wahrlich verdient haben sich die Aufführenden, außerdem Monika Schneider und Irmgard Kohzer für die Regie, die Souffleusen Christine Alfter und Maria Briel sowie Bühnenbildner Klemens Milbradt.

Restkarten unter 01 51/56 65 88 12. Infos unter www.theatergruppe-westum.de.

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