Deutsche Bank unter Druck Stresstest: Europas Banken für Krisen besser gewappnet

Frankfurt/London · Nach der Finanzkrise mussten Kreditinstitute ihre Kapitalpuffer deutlich verstärken. Das hat sich ausgezahlt, wie der jüngste Krisentest zeigt. Aber nicht jeder Vorstand kann sich entspannt zurücklehnen.

 Die Hochhäuser der Bankenmetropole Frankfurt leuchten im letzten Licht der bereits untergegangenen Sonne.

Die Hochhäuser der Bankenmetropole Frankfurt leuchten im letzten Licht der bereits untergegangenen Sonne.

Foto: Boris Roessler

Im bisher härtesten Stresstest der europäischen Bankenaufsicht EBA erwiesen sich die Kapitalpuffer bei den meisten der 48 untersuchten Institute auch unter widrigen Bedingungen als tragfähig. Die deutschen Institute landeten im Mittelfeld, Schlusslicht in der EU war die britische Großbank Barclays.

Die EBA und die Europäische Zentralbank (EZB) stellten den Banken insgesamt ein solides Zeugnis aus. Die Widerstandsfähigkeit der großen Banken im Euroraum habe sich weiter verbessert , erklärte die oberste EZB-Bankenaufseherin Danièle Nouy.

Unter den acht deutschen Instituten im EBA-Test schnitt die NordLB am schlechtesten ab. Ihre harte Kernkapitalquote - das ist ein Puffer, der Banken bei Verlusten uneingeschränkt zur Verfügung steht - sackte im Krisenszenario bis 2020 auf 7,07 Prozent ab. Die von faulen Schiffskrediten belastete Landesbank sucht derzeit nach Investoren.

Auch die Deutsche Bank geriet in dem Stressszenario ordentlich unter Druck. Ihre Kapitalquote schrumpfte von etwa 14 Prozent Ende 2017 auf 8,14 Prozent. Deutschlands größtes Geldhaus erklärte dies auch mit Sonderfaktoren. So seien weiterhin Verluste der 2016 geschlossenen Abwicklungseinheit unterstellt worden. "Unser Risikoprofil ist absolut solide", sagte Finanzvorstand James von Moltke. "Aber wir sind noch nicht profitabel genug." Der Dax-Konzern will nach drei Verlustjahren in Folge 2018 wieder schwarze Zahlen schreiben.

Die teilverstaatlichte Commerzbank hätte nach Durchlaufen des Krisenszenarios Ende 2020 immerhin noch einen Kapitalpuffer von 9,93 Prozent. "Der konsequente Abbau der Risiken in den vergangenen Jahren zahlt sich aus", befand Risikovorstand Marcus Chromik.

Nach Ansicht von Bundesbank-Vorstand Joachim Wuermeling hat der Stresstest gezeigt, "dass die europäischen und deutschen Banken selbst in einem dramatischen Abschwung widerstandsfähig sind". Für die deutschen Banken sei das Krisenszenario zudem "deutlich härter ausgefallen" als bei der vorigen Prüfung 2016. "Es wird ein Einbruch der Weltwirtschaft simuliert, der sich besonders stark auf die exportorientierte deutsche Wirtschaft auswirkt. Die positive Nachricht ist, dass die deutschen Banken diesen Stress gut verkraften können", bilanzierte Wuermeling.

Die Banken aus 15 europäischen Staaten mussten auf Basis ihrer Bilanzen zum Jahresende 2017 durchrechnen, wie viel dünner ihre Kapitaldecke binnen drei Jahren werden würde, wenn die Konjunktur einbricht, die Arbeitslosenzahlen steigen und die Immobilienpreise in den Keller gehen. Um der unterschiedlichen Stärke der Volkswirtschaften gerecht zu werden, gab es je nach Land differenzierte Vorgaben.

Besonders im Fokus standen Institute aus Italien und Großbritannien. Italiens Banken haben unter anderem einen Berg an Problemkrediten in ihren Büchern, den Briten droht infolge des Brexit möglicherweise ein Wirtschaftseinbruch.

Die britische Großbank Barclays erwischte der Stresstest so schwer wie kein anderes Geldhaus in der Europäischen Union. Die harte Kernkapitalquote des Instituts halbierte sich auf 6,37 Prozent. Kaum besser lief es für die Londoner Rivalin Lloyds (6,80 Prozent).

Durchwachsen waren die Ergebnisse der italienischen Banken: Bei Unicredit und Intesa Sanpaolo hielten sich die Kapitalpuffer über der Marke von neun Prozent. Am schwächsten schnitt von den vier getesteten italienischen Geldhäusern die Banco BPM ab. Ihr Puffer schrumpfte von 11,92 Prozent auf 6,67 Prozent.

Formale Durchfaller gab es nicht. Denn wie beim europaweiten Stresstest 2016 hatten die Aufseher keine standardisierten Kapitalquoten vorgegeben, die Banken erfüllen mussten. Unter Aufsehern gilt eine harte Kernkapitalquote von 5,5 Prozent als das Minimum, was Banken unter Stress noch vorweisen sollten.

In einem parallelen Test nahm die EZB als zentrale Bankenaufsicht für den Euroraum weitere 54 Geldhäuser unter die Lupe, die sie direkt beaufsichtigt. Der italienischen Zeitung "Il Sole 24 Ore" zufolge fiel die Banca Carige dabei unter die Schwelle von 5,5 Prozent. Die EZB veröffentlicht für die 54 Banken keine detaillierten Ergebnisse.

Institute, die sich in dem aktuellen Krisentest als anfällig erwiesen, werden die Aufseher ganz genau anschauen und im Nachgang möglicherweise institutsspezifische Kapitalzuschläge festsetzen.

Aus Deutschland mussten in dem EBA-Test neben Deutscher Bank, Commerzbank und NordLB fünf weitere Institute Daten liefern: DZ Bank, die Landesbanken LBBW, BayernLB und Helaba sowie das staatliche Förderinstitut NRW.Bank.

Weltweit überprüfen Aufseher regelmäßig, wie anfällig Banken im Krisenfall wären. Die Tests sollen möglichst frühzeitig Risiken in den Bilanzen offenlegen. Unumstritten sind Stresstests jedoch nicht: Welche Risiken in den hypothetischen Szenarien wie stark gewichtet werden, liegt letztlich in der Hand der Aufseher. Und auch dass nicht für alle Banken Ergebnisse veröffentlicht werden, stößt auf Kritik.

Weitere Infos

  • Acht deutsche Banken mussten sich dem Stresstest der europäischen Bankenaufsicht EBA in diesem Jahr stellen. In dem simulierten Krisenszenario für die Jahre 2018 bis 2020 ergaben sich für die harte Kapitalquote der Institute in alphabetischer Reihenfolge diese Ergebnisse:

BayernLB: 9,44 Prozent

Commerzbank: 9,93 Prozent

Deutsche Bank: 8,14 Prozent

DZ Bank: 8,97 Prozent

Landesbank Baden-Württemberg (LBBW): 10,69 Prozent

Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba): 9,96 Prozent

NordLB: 7,07 Prozent

NRW.Bank: 33,96 Prozent

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