Martinsmarkt Sternekoch Krupp hält die Festrede in Löhndorf

LÖHNDORF · Das Reden gehört normalerweise nicht zu seinen wichtigsten beruflichen „Zutaten“: Stefan Krupp sprach beim Bürgerempfang zum 22. Löhndorfer Martinsmarkt. Der Sternekoch lebt seit 23 Jahren in dem Sinziger Stadtteil.

 Zwischen dem Herd von 1860, den die Kinder bestaunen, und dem Thermomix liegen 158 Jahre.

Zwischen dem Herd von 1860, den die Kinder bestaunen, und dem Thermomix liegen 158 Jahre.

Foto: Martin Gausmann

Das Thema, das beim 22. Löhndorfer Martinsmarkt am Montag im Wortsinne in aller Munde war, lautete „Kochen und Backen“. Schnell waren sich der Ortsbeirat um Ortsvorsteher Volker Holy und der Festausschuss um Friedhelm Münch, zugleich auch Archivar und Backesbesitzer, vor Monaten einig gewesen, als es darum ging, das Motto für die Traditionsveranstaltung im Rosendorf festzulegen. Ist doch Stefan Krupp, der 1990 den ersten Guide-Michelin-Stern für das Walporzheimer Traditionshaus Sanct Peter erkochte, ihn bis heute hält und mit dieser Leistung damals als 25-Jähriger der jüngste Sternekoch Deutschlands war, einer von ihnen. „Was Löhndorf ausmacht, ist dieser besondere Zusammenhalt. Hier wird Tradition gelebt und jeder wird automatisch eingebunden“, sagt der Küchenchef. Das Reden gehört normalerweise nicht zu seinen beruflichen „Zutaten“, aber die anfängliche Nervosität legte der Sternekoch, der mit der Familie seit 23 Jahren in dem Sinziger Stadtteil lebt, bei seiner Festrede beim Bürgerempfang schnell ab.

Krupp erntete Zustimmung, als er im zum Bersten gefüllten Gemeindehaus von den Tagen der Kindheit sprach, als die Männer sonntags zum Frühschoppen gingen und die Frauen ein Essen aus Rindfleischsuppe und Braten kochten. „Den Duft und den Geschmack wird man nie mehr los“, so Krupp. Am Beispiel des Arme-Leute-Essens „Döppekoche“ sprach er vom Grundrezept, das aber jeder durch eine Variation anders zubereitet. Der Trend der Molekularküche sei zum Glück rückläufig, heute spiele die Regionalität und Qualität der Produkte die wichtigste Rolle. Bei erschreckenden Zahlen, die verdeutlichten, dass in der EU pro Person und Jahr 100 Kilogramm Lebensmittel weggeworfen werden, appellierte er an die Festgemeinde: „Geben Sie mehr Geld für gute Produkte aus, aber kaufen Sie davon weniger.“

Männergesangsverein sorgt für musikalische Unterhaltung

Die alte Kunst des Fermentierens von Sauerkraut wurde am Nachmittag auf dem Martinsmarkt demonstriert. Holy ergänzte, dass es am 10. März 2019 eine neue Veranstaltung geben wird: wandern mit dem Ortsbeirat und danach ein Sauerkrautfest. Er hatte zuvor die Ehrengäste begrüßt, darunter Münch als Kreisbeigeordneten, Sinzigs Bürgermeister Andreas Geron und den CDU-Landtagsabgeordneten Guido Ernst.

Zur Freude aller stellten die Kindergartenkinder die Mantelteilung des Heiligen Martin nach und alle stimmten ins Martinslied mit ein. Auch der Männergesangverein Liederkranz unter der Leitung von Julian Thiem erfreute mit Liedern wie „Die Rose“, aber auch mit dem umgetexteten Höhner-Song „He Löhndorf, Du bes e Jeföhl“. Ernst, dem beim Anblick der Leckereien das Wasser im Mund zusammenlief, war froh, dass sich eine Prognose eines Pariser Professors nicht bewahrheitet hat: Er hatte vor 120 Jahren vorausgesagt, dass im Jahr 2000 alle Lebensmittel künstlich hergestellt würden.

Zum Löhndorfer Dreiklang gehört neben Bürgerempfang und Martinsmarkt – diesmal übrigens bei frühlingshaften 20 Grad – auch immer eine Ausstellung. Zum Thema „Kochen und Backen“ trugen die Bürger alles zusammen, was sie finden konnten: Sammeltassen, einen Minibackofen aus den 1930er Jahren und „en Bunne-Fitschmaschinche“. Und da bekanntlich Essen und Trinken Leib und Seele zusammenhält, lockten an den Ständen unzählige Genussmomente, die die Löhndorfer und ihre Besucher bis in den späten Abend beim Klönen und Probieren zusammenstehen ließen.

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