Aktion "Weihnachtslicht" Spende rührt zu Tränen

Bonn · Zwei Bonner freuen sich über die Hilfe von den "Weihnachtslichtern". Mit dem Geld gibt es eine Renovierung und neue Zähne.

 Die Furcht vor Altersarmut mobilisiert die Menschen.

Die Furcht vor Altersarmut mobilisiert die Menschen.

Foto: dpa-Zentralbild

Seit 35 Jahren lebt Familie B. in Bonn. Hier im Norden der Stadt sind die sieben Kinder aufgewachsen. Drei von ihnen leben noch in Deutschland, vier sind in die Türkei gezogen, von wo die Eltern einst gekommen waren. Seit acht Jahren hat Hasan B. mit seiner Frau jetzt diese Wohnung in einem Haus, das schon im Baujahr 1952 nur eine einfache Behausung war. Damals sprach man von Schlichtbauten: Schnell hochgezogen, um Flüchtlingen Unterkunft zu geben.

Seitdem ist nicht mehr viel passiert, die Wände sind dünn, und durch die Lüftungsschlitze für die längst entsorgten Gasöfen pfeift der Wind. Das Treppenhaus ist zerschrammt, die Farbe blättert, die Briefkästen aus den 1950er Jahren sind zerbeult. Auf dem Balkon der kleinen Wohnung stapelt sich Hausrat, benutzen kann man ihn selbst im Sommer nicht.

Neue Farbe gegen den Pilz

Weil es in allen Räumen immer feucht ist, hat sich der Schimmel breitgemacht. Er wuchert an den Decken und Wänden. Alle vier Monate wird gestrichen, damit der Pilz unter Kontrolle bleibt. Eigentlich müssten die Mieter ausziehen, aber daran ist gar nicht zu denken, denn das Geld reicht gerade so zum Leben. Das war nicht immer so.

Der Familie ist es lange gut gegangen, denn Hasan B. hatte immer eine ordentlich bezahlte Arbeit. Mehr als 20 Jahre war er bei einer Baufirma, niemand konnte so gut mit dem Gabelstapler umgehen wie er, niemand hatte den Betriebshof besser im Blick. Mit Fleiß und Geschick hatte er für sich und seine Familie aus dem Nichts eine kleine Existenz aufgebaut.

Doch dann, kurz nach dem Beginn der Rente ,begann das Pech. Der Sohn erlitt Schiffbruch in der Selbstständigkeit. Das Geld wurde so knapp, dass es nur noch für diese Wohnung reichte, die eher einem Loch gleicht. Eigentlich sollten die Kinder helfen, aber was ist, wenn diese selbst Hilfe brauchen? Dann bricht ganz schnell die Altersvorsorge zusammen.

Viel gebraucht haben die B.s nie, sie leben bescheiden und tragen ihr Schicksal geduldig. Aber nun ist eine Grenze erreicht, denn die Möbel sind verschlissen, und im Wohnzimmer muss schon wieder renoviert werden. Mit der finanziellen Hilfe des Weihnachtslichts soll das nun in Angriff genommen werden. Die Kinder wollen helfen. Das neue Jahr kann einmal ein gutes werden. msh

Elke P. (76) wächst im hohen Norden auf. Da es auf dem Land für sie kaum Ausbildungsmöglichkeiten gibt, arbeitet sie als Haushaltshilfe für eine wohlhabende Familie. Als ihr Arbeitgeber ins Ruhrgebiet umzieht, geht sie mit und kommt so schließlich nach Bonn.

Sie heiratet und bekommt zwei Kinder. Die kleine Familie lebt in bescheidenen Verhältnissen. Als das Geld vorne und hinten nicht mehr reicht, lässt sie sich ihre Rente auszahlen. Doch die Ehe scheitert. Elke P. findet später ihre große Liebe Paul, der aus erster Ehe vier Kinder mitbringt. Das Paar heiratet und es folgen noch zwei weitere Kinder, so dass Elke P. letztlich acht Kinder großzieht und stolz ist, dass sie alle ihren Weg gefunden haben - wenn auch in bescheidenem Rahmen.

"Ich bin froh, endlich in Ruhe und Frieden leben zu können"

Unterstützung erhält sie von ihrem Mann nur in den ersten Jahren, bevor er zum Alkoholiker wird. Als die Kinder aus dem Haus sind, lässt sie sich scheiden. "Ich habe es nicht mehr ausgehalten. Es war die Hölle. Und sogar meine Kinder haben mir geraten, zu gehen." Nach zwei Schlaganfällen lebt sie nun in einem kleinen Apartment in der Nähe ihrer beiden Jüngsten. "Ich bin froh, endlich in Ruhe und Frieden leben zu können", sagt sie und man spürt die Erleichterung. "Und ich bin ja nicht ganz alleine." Dabei blickt sie auf den Käfig, zu Lucky, einem quietschgelben Kanarienvogel. "Mit ihm wird es nie langweilig, und immer wenn ich morgens reinkomme, begrüßt er mich ganz aufgeregt."

Als sie die Spende vom Weihnachtslicht in den Händen hält, fließen die Tränen. "Damit kann ich mir ein neues Sofa kaufen, und ich kann mir im neuen Jahr endlich meine Zähne machen lassen. So ein großes Geschenk. Habe ich das wirklich verdient?" Beim Abschied lässt sie noch einen herzlichen Dank ausrichten und wünscht allen Spendern und den "Weihnachtslichtern" ein gesundes neues Jahr.

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