"Europa und ich" So war das Jugendcamp bei den Ahrweiler Freiheitswochen

ALTENAHR · Fünf Nationen nehmen zum Abschluss der Ahrweiler Freiheitswochen an acht Workshops des europäischen Jugendcamps in der Jugendherberge Altenahr teil.

 Beim Europacamp der Freiheiter bietet Boris Servais (hinten) den Jugendlichen den Workshop "Comics zeichnen an".

Beim Europacamp der Freiheiter bietet Boris Servais (hinten) den Jugendlichen den Workshop "Comics zeichnen an".

Foto: Matin Gausmann

Die jungen erklärten den älteren Teilnehmern, was ein Uploadfilter ist, und die älteren den jüngeren, wie umständlich es vor den Schengener Abkommen gewesen ist, durch Europa zu reisen. Vor der Jugendherberge Altenahr wehte eine Europa-Flagge und drinnen hingen Zettel mit dem Satz „Europa und ich“ in fünf Sprachen für die fünf Nationen, die beim internationalen Jugendcamp innerhalb der vierten Ahrweiler Freiheitswochen vertreten waren: Insgesamt 60 Jugendliche und außerdem ein gutes Dutzend Senioren aus dem Kreis Ahrweiler haben daran teilgenommen.

Gut die Hälfte der etwa zwölf- bis 18-jährigen Teilnehmer kam aus dem Kreis Ahrweiler, die andere Hälfte aus europäischen Partnerstädten aus Frankreich, Italien, Ungarn und Malta. Gesprochen wurde oft Englisch und nicht selten zudem mit Händen und Füßen in den acht Workshops, die sich dem Thema „Europa“ mittels Comiczeichnen, Film, Musik, Texten, Bewegung, Kunst, Kochen oder Wissensrallye näherten.

Woanders sind junge Leute aus Protest gegen die Urheberrechtsreform der Europäischen Union auf die Straße gegangen. Beim Jugendcamp wurde weniger lautstark, aber durchaus auch lebendig und manchmal auch sehr konzentriert am europäischen Miteinander gearbeitet. Wer nachfragte, merkte, dass die jungen Leute Europa grundsätzlich positiv sahen, aber eben nicht durchweg. Und, dass sie aktuelle „Aufreger“ von Uploadfiltern bis zum Klimaschutz à la Greta Thunberg beschäftigen, selbst wenn diese nicht explizit auf dem Programm des Jugendcamps standen.

„Ich sehe Europa kritisch“, erklärte beispielsweise Michael Scheid. Während er beim Comic-Workshop eruierte, was europäische Comics ausmacht und wie sich Asterix, Werner und das Marsupilami von asiatischen Comics unterscheiden, monierte der 16-Jährige zu viel Lobbyismus in der EU und zu wenig jüngere Leute in den Parlamenten. Und: „Die Urheberrechtsreform ist nicht ausgereift, man hätte nochmal drüberlesen sollen, Änderungen vornehmen, sie nicht einfach durchwinken.“ Sein gleichaltriger Sitznachbar Finn-Gabriel Martin stimmte im Wesentlichen zu, fand aber auch: „Es gibt viel, was an Europa verbessert werden muss, aber mindestens genauso viel, was daran besonders ist. Wir sollten uns auf das Positive konzentrieren: Dass jeder die Freiheit hat, hinzuziehen, wohin er möchte, und auch ein Studium im Ausland einfach ist. Das fördert auch Bildung.“

"Europa ist eine Gemeinschaft"

„Artikel 13 ist so ein Beispiel dafür, dass Europa nicht perfekt und manchmal uneins ist. Aber ich bin froh, dass wir die Freiheit haben, woanders zu arbeiten oder Praktika zu machen“, sagte die 16-jährige Leah-Marie Kröger. In der Schreibwerkstatt hatte sie in ihrem Text unter der Überschrift „Das ist mein Europa“ manche Frage offen gelassen: „Was macht Europa so besonders? Wieso sage ich, ‚Ich komme aus Deutschland' und nicht: ‚Ich komme aus Europa’?“

Von E wie Einzigartig bis A wie Anders war in der Schreibwerkstatt das Wort „Europa“ auf einem Plakat buchstabiert worden. Auch in anderen Workshops war erst mal das Begriffesammeln angesagt: Einheit, Freiheit und Gemeinschaft tauchten dabei fast überall auf. Immer wieder lobten die Teilnehmer die Reisemöglichkeit, die Freizügigkeit, die offenen Grenzen und die gemeinsame europäische Währung. Zum Brexit hatten etwa die Ersteller einer Collage beim Kunst-Workshop eine klare Haltung: „Idiots“ war groß darübergesprüht.

Was mit Deutschland wäre ohne Europa? Oder wie Europa wohl in zehn Jahren aussieht? Darauf wusste kaum einer eine Antwort. „Europa ist eine Gemeinschaft, die da ist. Es macht aber Spaß, andere kennenzulernen“, sagte die 14-jährige Kaya Martin. „Sprachen trennen, aber sie machen auch die Kultur reicher“, fand eine Schülerin. Und der 15-jährige Simon Jacobs erklärte: „Nur weil man anders spricht, ist man kein anderer Mensch“.

„We live together, this is cool“ hieß es im Europa-Song, den zwei Ungarn und zwei Deutsche im Tonstudio eingespielt hatten. Beim dreitägigen Jugendcamp in Altenahr entstand zudem ein Animationsfilm aus unzähligen Fotos von Szenen aus Klemmbausteinen, in dem Europa aus vielen Puzzle-Teilen zusammengefügt wurde.

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