Lebensretter im Hohen Venn Sinziger gedenken Michel Henri Schmitz

SINZIG · Eine Delegation aus Sinzig hat im Hohen Venn in dem belgischen Gasthaus Baraque Michel ein Gedenkschild für Michel Henri Schmitz angebracht. Der gebürtige Sinziger hatte die Herberge einst gegründet.

 Mission erfüllt: Karl-Friedrich Amendt (v. l.), Colette Dumaine und Jean-Marie Dumaine.

Mission erfüllt: Karl-Friedrich Amendt (v. l.), Colette Dumaine und Jean-Marie Dumaine.

Foto: Karl-Friedrich Amendt

„Michel Schmitz, Vennführer und Lebensretter, geboren 1758 in Sinzig, gestorben 1819 in Baraque Michel“ – an diesen besonderen Menschen erinnert das Schild am Gedenkstein hinter dem Sinziger Rathaus. Der Sinziger Eifelverein stellte es 1997 zum 100-jährigen Bestehen der Ortsgruppe auf. Dem Wildpflanzenkoch und Restaurantbesitzer des Vieux Sinzig, Jean-Marie Dumaine, war dies nicht entgangen. Immer gut für Ideen, die Kochkunst mit Sinziger Geschichte verknüpfen, schickt er seinem winterlichen Gänsebratenessen jeweils eine Fackelwanderung voraus. 2018 führte sie, erläutert durch Karl-Friedrich Amendt, zum Gedenkstein.

Damit nicht genug, lud Dumaine kürzlich zu einer Tour auf die ostbelgische Seite des Hohen Venns nach Baraque Michel ein. Das dortige Gasthaus, im 19. Jahrhundert auch Grenzstation zwischen Belgien und Preußen, ist seit Generationen im Besitz der Familie Bodarwé und mit Hotel, Restaurant und Bäckerei Anlaufstation ungezählter Wanderer. Nahe dem heutigen Standort erbaute der gebürtige Sinziger Michel Henri Schmitz eine primitive Hütte, wie er gelobte, nachdem er sich um 1808 im Moorgebiet des Venns verirrt hatte. Dort rettete er manchen Verirrten aus Lebensgefahr, und seine Familie führte sein Werk fort. Bis 1842 wurden 126 Gerettete ins „Eiserne Buch“ einer später errichteten Kapelle eingetragen.

Die Nachwelt stilisierte Schmitz zuweilen zum Helden. Andere fantasierten haltlos, er habe sich 1798 fern der Heimat in Herbiester-Jalhay wegen Bigamie niedergelassen oder um einer Strafverfolgung zu entgehen. Mit seinen Roman „Das Schneiderlein im Hohen Venn“ setzte ihm Schriftsteller Ludwig Mathar aus Monschau ein literarisches Denkmal. Bei Baraque Michel erwarteten Dumaines Ausflügler eine Bärwurzwanderung mit Vennführer Karl Heinz Pontzen und ein Gourmet-Imbiss des Maitre. Fasziniert von der positiven Verbindung zwischen Sinzig und dem Fahrtziel sann der Sinziger Restaurantchef zudem auf kulturellen Mehrwert.

Ein Schild zur Geschichte von Baraque Michel, ähnlich wie für Sinziger Sehenswürdigkeiten, als Gastgeschenk mitzubringen – diese Idee gewann auch das Wohlwollen von Bürgermeister Andreas Geron. Die Stadt gab das Schild in Auftrag, nachdem Amendt für den Text und Dumaine für eine Übersetzung in Französisch gesorgt hatten. Yves Bodarwé, Chef von Baraque Michel, „gab sofort die Erlaubnis, unser Sinziger Info-Schild zu montieren“, freut sich der geschichtsbegeisterte Amendt.

„Das ist eine Superwerbung für Sinzig, denn Baraque Michel kennt in Belgien jedes Kind“, erklärt Dumaine. Er hatte sich zudem einfallen lassen, eine Mega-Postkarte an Barack und Michelle Obama schicken, um sie von dem Ort wissen zu lassen, der in seiner Bezeichnung die Vornamen des Ex-Präsidenten Amerikas und seiner Frau vereint. Alle Teilnehmer haben unterschrieben, ein Spaß, den sich Sinzigs Stadtchef Geron, ohne mitzufahren, ebenfalls gönnte.

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