Laacher Forum Schüler und Lehrer wie „Kampfhähne“

MARIA LAACH · „Deutschlands beliebtester Lehrer“ erzählt beim Laacher Forum, warum er seine Schüler morgens weckte.

 Robert Rauh warb in Maria Laach für Beziehungskultur zwischen Lehrern und Schülern.

Robert Rauh warb in Maria Laach für Beziehungskultur zwischen Lehrern und Schülern.

Foto: ET Müller

Er ist 2013 als „Deutschlands beliebtester Lehrer“ ausgezeichnet worden. Aber beim Laacher Forum machte er bald klar, dass er die Ehrung mit Humor sehe, weil Tag für Tag viele Lehrer auch aggressiven, demotivierten Schülern gegenüber stünden. „Der beliebteste oder beste Lehrer, den kann es nicht geben“, sagte Robert Rauh, der auf Einladung der Buch- und Kunsthandlung Maria Laach referierte. Er riet Pädagogen zu einer „Beziehungskultur“: Schülern immer auf Augenhöhe zu begegnen, auf sie hören, ihnen zuhören und authentisch zu sein.

Seine Feuertaufe sei seine erste Stelle vor provozierenden Jugendlichen gewesen, die etwa wegen Drogen von der Schule und von zu Hause rausgeflogen waren. „Alles Jugendliche, die sich als Loser sahen“, sagte Rauh, der auch von einer Mischung aus Pubertät, Resignation und Wut bei seinen Schülern sprach.

Schüler Salko habe es ihm schon in der ersten Unterrichtsstunde besonders schwer gemacht: Es „reichte ein kurzer Wortwechsel und wir standen uns wie zwei Kampfhähne gegenüber, der Schulabbrecher mit Migrationshintergrund und der deutsche Studienrat mit Einser-Examen.“ Nach zwei Wochen „zwischen Resignation und Wutausbruch“ machte Rauh seinen Frust zum Thema des Unterrichts und ließ die Schüler aufschreiben, welche Ziele sie mit ihrer Teilnahme verfolgen. Auch sie wollten den Realschulabschluss.

Rauh: „Die Jugendlichen hatten aufgeschrieben, dass sie eine intensive Unterstützung durch den Lehrer benötigen, dass Aufgabenstellungen mehrmals erklärt und sie bei einem Fehler nicht gleich als Loser betitelt werden wollen.“ Auch der Lehrer wollte Unterstützung geben und die Schüler zum Realschulabschluss führen.

Im Gegenzug forderte er regelmäßige Anwesenheit und Disziplin. Dafür klingelte er auf deren Wunsch hin auch fast ein Jahr lang Salko und mindestens drei andere Lehrgangsteilnehmer aus dem Bett. Rauh: „Ich wollte den Jugendlichen verdeutlichen, dass ich es ernst meinte, und dass ich sie ernst nahm. Es war noch nichts erreicht, aber es entspannte zum ersten Mal die Situation in der Klasse.“

Dann habe er im Unterricht begonnen, zu erklären, warum er was mache, und er habe den Schülern die Möglichkeit gegeben, zwei Mal ohne Hausaufgaben in den Unterricht zu kommen und sich außerdem zwei Mal von der mündlichen Mitarbeit zu „befreien“, ohne dass ein Grund wie sonst oft Liebeskummer oder Ärger zu Hause hätte genannt werden müssen. Darüber hinaus lauschten die Zuhörer beim Laacher Forums Rauhs „Rezepten“ wie, dass er den Schülern die Kriterien für eine gute Note nannte. Das habe den Schülern Orientierung gegeben, so dass sie sich besser auf ihre Klausuren vorbereiten konnten. Es sei ihm gelungen, ein Vertrauensverhältnis zwischen Schülern und Lehrer aufzubauen, auch wenn am Ende nur acht der 17 Schüler den Abschluss schafften. Aber sein Rektor habe sich gefreut, dass sich die Erfolgsquote an der Schule erhöht hatte.

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