Scharfe Sache: Stiletto-Schau im Ledermuseum

Offenbach · Hohe Absätze machen schön, schlank und sexy. Ihr Erfinder steht erstmals in Deutschland im Fokus einer Ausstellung. Er wusste dank einer Bildhauerausbildung, wie man am besten das Gleichgewicht hält.

 Schuhe des Designers Bruno Frisoni aus dem Jahr 2013. Foto: Daniel Reinhardt

Schuhe des Designers Bruno Frisoni aus dem Jahr 2013. Foto: Daniel Reinhardt

Foto: DPA

Seit Roger Vivier geht es mit den Damenschuhen steil nach oben. Das Deutsche Ledermuseum in Offenbach widmet dem Stiletto-Erfinder von diesen Freitag an die erste Ausstellung auf deutschem Boden. "Stilettos sind scharf. Ob man damit jemanden umbringen kann, sei dahingestellt. Auf Männer wirken sie jedenfalls umwerfend", sagt Claudia Schulz vom Deutschen Schuhinstitut in Offenbach über die auch "Mörderschuhe" genannte Fußbekleidung.

Der französische Modelleur Vivier (1907-1998) sprach lieber von "Nadelabsätzen", wie Kuratorin Rosita Nenno erzählt. Die ersten kreierte der Franzose in den 1950er Jahren. Eine technische Errungenschaft beförderte den modischen Höhenflug - Stahl konnte so bearbeitet werden, dass er dem enormen Druck des Auftretens und Stehens standhielt.

Mindestens 10, besser noch 18 Zentimeter, messen die bleistiftdünnen Absätze, auf denen Frauen so grazil dahin schreiten, dass Männern die Augen übergehen. Die extrem schmalen Konstruktionen eroberten über den Laufsteg von Christian Dior die Welt. Kein Wunder: High Heels verlängern die Beine und verschlanken die Trägerin. "Jeder Zentimeter macht ein Kilogramm Unterschied", rechnet Schuhexperte Niels Jansen aus Düsseldorf vor. Zudem werden Po und Busen betont, weil frau beim Gehen automatisch ins Hohlkreuz fällt und trippelt.

Gefragt sind Stilettos vor allem bei jungen Frauen. Sie eifern Vorbildern aus Film und Fernsehen nach und tanzen auf hohen Absätzen durch die Nacht. "Vor fünf Jahren undenkbar", kommentiert Jansen das Comeback. Blasen gehören meist dazu. Teure Exemplare besitzen einen speziellen Leisten, der gequetschen Zehen vorbeugen soll. Den Tragekomfort bedachte auch Roger Vivier. Er wusste durch eine Bildhauerausbildung, wie in seinen Kreationen das Gleichgewicht zu halten war. Oder er trickste - wie bei den nach innen geneigten Chock-Absätzen - die Statik aus.

Neben Kleidern von Dior zeigt das Ledermuseum in "SchuhWerke" rund 100 Stücke, die Vivier für Prominente wie Elisabeth Taylor, Marlene Dietrich, Prinzessin Soraya, Brigitte Bardot oder Catherine Deneuve gestaltete. Eine Kopie der rubinbesetzten Krönungsschuhe der britischen Königin Elisabeth ist ebenfalls zu sehen.

Auf das Frühwerk der 1930er Jahre verweisen Prototypen, die Vivier für die Pariser Tochter der Heyl'schen Lederwerke in Worms schuf. Die danach gefertigten exklusiven Schuhe waren Renner in den USA. Dort werden die Luxusmodelle des heute von Designer Bruno Frisoni betreuten Hauses Vivier weiter verkauft. In Deutschland gibt es sie nicht einmal in einer Hand voll Geschäfte.

Service:"SchuhWerke" ist vom 22. März bis 2. November zu sehen. Der Eintritt kostet zwischen 3 und 8 Euro. Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag 10-17 Uhr. Zum Begleitprogramm gehört die Kinoserie "En Vogue - Mode im Film". Sie beginnt am 4. April.

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