Turmgespräch im Schloss in Sinzig Sakrale Landschaft des Brohltals

SINZIG · Aus 39 Orten 72 Gotteshäuser in eineinhalb Stunden vorzustellen, das ist selbst für Walter Müller etwas viel. Aber einen trefflichen bebilderten Blick werfen auf die "Kirchen, Kapellen und Kreuze in der Verbandsgemeinde Brohltal und Nachbarorten", das gelang dem Autor des so betitelten Buches spielend, wie die Gäste beim "Turmgespräch im Schloss" des Vereins zur Förderung der Denkmalpflege und des Heimatmuseums in Sinzig erleben konnten.

 Karl-Friedrich Amendt (links) dankt Walter Müller im Schloss für seinen Vortrag.

Karl-Friedrich Amendt (links) dankt Walter Müller im Schloss für seinen Vortrag.

Foto: Hildegard Ginzler

Gewohnt engagiert beleuchtete Müller die sakrale Landschaft. Der sonst für seine Vorträge über Geologie, Flora, Fauna und Vulkanismus gesuchte Eifelkenner aus Niederzissen widmete sich diesmal einem für ihn neuen, "sehr spannenden Thema". Rund 50 Zuhörer im Kultursaal des Schlosses folgten ihm in dieser Einschätzung, als der Referent sie auf eine Reise zu den religiösen Bauwerken mitnahm.

Reich bedacht ist Burgbrohl. Darüber hinaus verfügt es mit der neugotischen Pfarrkirche Sankt Johannes der Täufer und der neoromanischen Evangelischen Apostelkirche über die einzigen Kirchen in der Umgebung, die allein aus vulkanischem Lavakrotzen und Tuff erbaut worden sind.

Bei der Sankt Martinskirche im Ortsteil Oberlützingen, die Johann Claudius von Lassaulx entwarf, wies Müller auf den sehr spitzen Turmhelm hin, genannt "Lassaulxscher Zahnstocher" und bei Sankt Rochus in Galenberg auf den denkmalgeschützten Zwiebelturm. Er würdigte die Pfarrkirche Sankt Potentinus in Wehr als barockes Kleinod, nannte für Maria Laach nicht nur die Bauphasen der Basilika, sondern auch die Nikolauskapelle und die Johanneskapelle.

Hinter jedem Objekt stehen Geschichten. So gibt es in Kempenich-Engeln das Sankt Ottilienkapellchen, weil es der Schmied Peter Porz, der zu erblinden drohte, zum Dank für Verschonung 1857 erbaute. Müller ist auch dem Wandel des Erscheinungsbildes nachgegangen, denn Figuren, Altarbilder und ganze Altäre wechselten ihre Standorte.

Der einstige barocke Hochaltar der Sankt Germanus-Kirche wurde etwa 1938 nach Leiwen an die Mosel verkauft. Ging es um die Innenausstattung, machte Müller oft auf Bodenbeläge aus dem Sinziger Fliesenwerk aufmerksam. Begeistert nahm das Publikum seine detailreichen Ausführungen auf. Walter Müllers Vortrag habe, so unterstrich der Vereinsvorsitzende Karl-Friedrich Amendt dankbar, "viele Anregungen für zukünftige Exkursionen" des Denkmalvereins geboten.

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