Rassismus und Judenhass dürfen keinen Platz haben

Zu Berichten über antisemitische Parolen bei Demonstrationen in Deutschland und einem Kommentar.

 Demonstrationen für und gegen Israel: Am 20. Juli protestierten in Frankfurt mehrere hundert Menschen gegen das Vorgehen der israelischen Armee im Gazastreifen.

Demonstrationen für und gegen Israel: Am 20. Juli protestierten in Frankfurt mehrere hundert Menschen gegen das Vorgehen der israelischen Armee im Gazastreifen.

Foto: dpa

Antisemitismus wird immer wieder als Totschlagargument benutzt, wenn vollkommen berechtigte Kritik an israelischer Politik geübt wird, wie es im Moment der Fall ist. Den Ausruf "Kindermörder Israel!" bei den Pro-Gaza-Demonstrationen halte ich für überzogen, aber nicht unbedingt antisemitisch, sondern engagiert für Hunderte von Zivilisten, vor allem Frauen und Kinder, die in Gaza sterben müssen.

Dass viele Israelis hoch empfindlich sind, wenn es um ihr eigenes Leben und ihre Unversehrtheit geht, ist verständlich. Das ist aber keine Entschuldigung dafür, als eine der bestgerüsteten Militärmächte der Welt bar jeden Mitgefühls Palästinenser zu töten.

Gaza ist durch die israelische Belagerung schon lange wirtschaftlich ruiniert und in vielerlei Hinsicht (Wasser-, Strom-, Medikamentenversorgung mangelhaft) zu einem schlecht geführten Gefängnis geworden.

Wieso erwarten Israelis, dass sie Völkerrecht brechen und weiter Siedlungen in Palästinensergebiete bauen können unter Schikanierung der Bevölkerung, und dass Palästinenser dies klaglos hinnehmen? Und es gibt viele liberale Israelis, die sich dafür zutiefst schämen, welches Unrecht Palästinensern geschehen ist und täglich weiter geschieht.

Dies ist keine Entschuldigung für den Raketenbeschuss der Militanten aus Gaza. Und wieso haben sie die Tunnel nicht von der israelischen Seite her zerstört, wie die Ägypter es gemacht haben? Das hätte eigene Soldaten und Hunderttausende palästinensischer Menschen geschont.

In Mitgefühl für alle Beteiligten und Hoffnung auf Lösungen in Nahost.

Agnes Dudler, Bonn

Wer geglaubt hat, dass in Deutschland nie wieder antisemitische Parolen auf den Straßen gegrölt werden würden, wird dieser Tage eines Besseren belehrt. In der Berichterstattung - auch im General-Anzeiger - bleiben die Akteure jedoch oft unbenannt.

Antisemitismus? Das können nur deutsche Neonazis sein. Schaut man sich Bilder und Videos der Demonstrationen in Deutschland, Österreich oder auch Frankreich an, findet man jedoch keine Glatzen, sondern vielmehr fanatisierte junge Muslime und vereinzelt deren Unterstützer aus der linken Szene.

Sie ziehen mit juden- und israelfeindlichen Sprechchören durch Städte, attackieren jüdische Passanten, greifen Synagogen an und liefern sich Straßenschlachten mit der Polizei.

Während zum Beispiel Frankreich hart durchgreift, stehen die Deutschen mal wieder ratlos wie das Kind vorm Dreck und trauen sich nicht, dieser Klientel unmissverständlich deutlich zu machen, was in unserem Land geht und was nicht.

Nur in Mainz hatte der frühere CDU-Bundestagsabgeordnete Johannes Gerster jetzt den Mumm, die Veranstalter einer pro-palästinensischen Demonstration in Mainz nach entsprechenden Parolen wegen Volksverhetzung anzuzeigen.

In Nordrhein-Westfalen kümmert man sich anscheinend lieber um das Verbot von Rockerkutten. Das ist wahrscheinlich ungefährlicher als sich mit dem Mob anzulegen, der "Tod, Tod Israel" brüllend zum Beispiel durch Dortmund zieht.

Die Verhältnismäßigkeit des israelischen Militäreinsatzes zu hinterfragen und - bitte unter Berücksichtigung aller Beteiligten - für den Frieden in Gaza zu demonstrieren, ist legitim. Rassismus und Judenhass - zudem religiös begründet - dürfen bei uns jedoch keinen Platz haben.

Gregor Andreas Geiger, Alfter

Kommentatorin Ulla Thiede ist zuzustimmen: Angesichts der Proteste gegen Israel wegen des Krieges in Gaza kann man über die Einäugigkeit vieler Demonstranten nur erschrecken.

Kein Zweifel besteht darüber, dass die Menschen in Gaza auf grausame Weise leiden. Was ist der wirkliche Grund für dieses Leid?

Der arabische Unwille, die Existenz Israels anzuerkennen, ist in den meisten arabischen Ländern - außer Jordanien und Ägypten - ungebrochen. Seit den Zeiten, in denen sich der Großmufti von Jerusalem, Amin el Husseini, von Hitler hat das Versprechen geben lassen, ihm bei der Ausrottung der Juden im arabischen Raum zu helfen, hat es dort nie eine Katharsis gegeben, die eine Wende im Denken eingeleitet hätte. So trichtern Hassprediger noch heute den Menschen von Kindesbeinen an ein, Juden seien der Satan persönlich. Aus diesem Grunde mussten mehr als 800 000 Juden aus fast allen arabischen Staaten fliehen. Warum werden diese Flüchtlinge geflissentlich vergessen?

Die Hamas-Terroristen werden von reichen arabischen Klans und Stämmen instrumentalisiert. Das Raketen- und Tunnelsystem wird von Geldgebern unter anderem aus Katar reichlich finanziert. Die Geldgeber aalen sich luxuriös in klimatisierten Räumen und Swimmingpools im fernen Doha.

Das durch die dauerhaften Raketenangriffe der Hamas bedingte Elend der Gaza-Palästinenser ist im sicheren Katar willkommen, weil es sich bei naiven Europäern trefflich propagandistisch ausschlachten lässt. Dies ist der wirkliche Grund für das Elend im Gaza!

Die wahhabitisch-sunnitischen Luxusgeschöpfe Katars finanzieren übrigens zum großen Teil auch die ISIS. Wer demonstriert und protestiert gegen sie?

Brigitte Berger, Bonn

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