Pro und Kontra zum Bonner Festspielhaus

Zum Artikel "Das Schwarze-Peter-Spiel der Bonner Politik" und Businessplan für das Festspielhaus auf einer Doppelseite am 10. November

 Kadawittfeld

Kadawittfeld

Foto: Deutsche Post

Ich bin der Meinung, dass den Sponsoren und allen voran der Deutschen Post DHL ein großes Kompliment gilt. Über Jahre stehen sie treu zu den Zusagen das Festspielhaus finanziell, aber auch mit großartigen Initiativen auf den Weg zu bringen.

So hat die Post auf eigene Rechnung nun ein zweites Architektenauswahlverfahren ausgelobt. Für die Betreiberstiftung hält der Bund nun seit Jahren fast 40 Millionen Euro bereit. Ebenso wie das Land NRW, der Rhein-Sieg-Kreis sowie weitere Sponsoren immer noch Geld zur Verfügung stellen.

Das neue, privat zu bauende Konzerthaus wird sich mit der vorhandenen Beethovenhalle wunderbar zu einem Campus ergänzen und Menschen an verschiedene Musikrichtungen heranführen. Für die Stadt Bonn und den Rhein-Sieg-Kreis wird das Festspielhaus auch wirtschaftlich eine Erfolgsgeschichte werden.

Menschen Bonn: Lasst uns zusammenstehen und die letzte Chance ergreifen und das Festspielhaus bauen! Lasst uns im Jahr 2020 den 250. Geburtstag von Ludwig van Beethoven feiern. Lasst uns schöne Feste mit allen Musikrichtungen gemeinsam mit vielen nationalen wie internationalen Gästen, die auch und gerade wegen dem Festspielhaus nach Bonn kommen werden, genießen.

Roland Nestler, Meckenheim

Unter www.stadtbonn.de kann man lesen, dass die Stadt Bonn am 31. Oktober 2014 mit sage und schreibe 1 691 073 628 Euro verschuldet war. Das entspricht einer Schuldenlast pro Kopf von 5433 Euro. Wie kann eine Stadt dann überhaupt ins Auge fassen, ein neues Festspielhaus zu errichten?

Es geht nicht nur um die Baukosten, die bekanntlicherweise in die Höhe schießen, sondern vor allem um die nachfolgenden Betriebskosten. Da kann man mit Zahlen jonglieren, wie man will. Der GA hat es in seinem Bericht richtiggestellt: Selbst der jetzt vorgelegte Businessplan sieht Unwägbarkeiten in der Finanzierung selbst des Baus und der Betriebskosten. Liebe Leute, lasst die Finger davon, sonst droht uns in spätestens zehn Jahren eine weitere Erhöhung zum Beispiel der städtischen Grundsteuer B der für 2015 ins Auge gefassten 850 Punkte, auf Plus XXX .

Manfred Busse, Bonn

Eine Stadt, der das Wasser finanziell bis zum Hals steht und die ihren Bürger die Schließung von Schwimmbädern und Bibliotheken zumuten will, kann doch nicht allen Ernstes das Risiko von unkalkulierbaren Betriebskosten des Festspielhauses auf sich nehmen. Das Festspielhaus ist und bleibt ein Prestigeprojekt; da werden auch nicht mehr BonnerInnen hingehen als in Oper, Theater oder die Konzerte in der Beethovenhalle, die werden es sich nämlich auch künftig nicht leisten können.

Monika Mees, Bonn

Zunächst gebührt den Autoren sehr großer Dank für den Versuch, die Baufinanzierungs- und Betriebskostenproblematik des in Frage stehenden Festspielhauses zu durchleuchten. Versuch deshalb, weil viele Faktoren wie Zinsentwicklung, Besucherzahl, Kartenpreise zurzeit nicht kalkulierbar sind, im Businessplan aber schöngerechnet wurden. Warum ist dieser nicht der Öffentlichkeit geöffnet, da diese die sich aus den Fehlkalkulationen ergebenden Belastungen tragen muss.

So ist das Zögern des ansonsten glücklosen OB Nimptsch zu verstehen. Der Kern der ganzen Problematik ist doch folgender: Die Geburtsstadt des wohl größten Komponisten, den die Menschheit hervorgebracht hat, ist gut beraten, sein Schaffen in den Mittelpunkt des Kulturlebens zu stellen. Möglicherweise muss man das Ganze noch einmal von Vorne überdenken: 1. Die Kräfte aller Musikinteressierten müssen dringend gebündelt (siehe Sportverbände) und nicht durch Konkurrenz und Eitelkeiten geschwächt werden.

2. Auch ohne Angebotsminderungen sind Einsparungen möglich. Die Oper ist stark sanierungsbedürftig. Da liegt es doch auf der Hand, Oper und Festspielhaus zusammenzulegen. Was in Baden-Baden möglich ist, muss auch in Bonn gelten. Möglicherweise sind damit auch die kalkulierten Besucherzahlen zu erreichen. Verkauf oder Verpachtung des Opernstandortes lassen die Finanzierung in anderem Licht erscheinen.

Wohl wissend, dass ein ähnlicher Plan schon ganz zu Anfang der Festspielhausüberlegungen ventiliert wurde und dass der Bundeszuschuss für ein reines Festspielhaus gilt, bin ich doch guter Hoffnung, dass es einer charismatischen Persönlichkeit, die die gesamte Kulturszene Bonns vertritt, in der Lage sein wird, die formalen Bedingungen für die Beteiligung des Bundes neu zu verhandeln.

Dr. Hanns Bölefahr, Bonn

Den drei Redakteuren des GA gebührt Dank und Anerkennung für diese umfassende Recherche und Bewertung zum Thema Festspielhaus und dem nun offensichtlich vorliegenden Businessplan. In diesem Plan stecken so viele Unwägbarkeiten, dass man nur den Kopf schütteln kann. Ganz abgesehen von der anvisierten Rendite von drei Prozent, die auf absehbare Zeit nur durch spekulative Anlagen zu erzielen sind, geht der Businessplan von 182 Vorstellungen pro Jahr aus, die zu 80 Prozent ausverkauft sein sollen. Das wären 1200 Zuschauer an jedem zweiten Abend im Jahr. Diese Zahlen sind aberwitzig.

Und wenn ich das Argument lese, die Stadt könne sich ein 100 Millionen Geschenk von Bund, Land und privaten Sponsoren nicht entgehen lassen, so erinnert mich das fatal an Rabattaktionen mit Coupons, in denen Kunden dazu aufgerufen werden, sich reich zu sparen. Wie wäre es, die Bürger darüber abstimmen zu lassen? Dann wäre das Schwarze-Peter-Spiel in Bonn in diesem Punkt vielleicht endlich einmal zu Ende.

Gisela Kirsten, Bonn

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