Pfeifenmann und Pfostenbruch

Die tollsten Siege, die bittersten Niederlagen und allerlei Anekdötchen zeigt eine Ausstellung im Siegburger Kreishaus

Pfeifenmann und Pfostenbruch
Foto: Arndt

Ein paar alte ausgetretene Schuhe, ein ramponierter Koffer, viele Fotos, Trikots, Bälle und Gläser. Eine ebenso ungewöhnliche wie liebvoll zusammen gestellte Schau herrlicher Exponate erwartet die Besucher in diesen Tagen im Siegburger Kreishaus. Dort ist die Ausstellung "Pfeifenmann und Pfostenbruch" zu sehen. Sie entführt die Gäste in die bewegte Historie des Fußballs im Rhein-Sieg-Kreis.

Jedes der in mühsamer Kleinarbeit zusammen getragenen Exponate erzählt Geschichte und Geschichten. Rund zwei Jahre lang haben Kreisarchivarin Claudia Maria Arndt und ihr Mitarbeiter Volker Fuchs sich auf die Suche nach besonderen Ausstellungsstücken gemacht. Sie haben die zahlreichen Kleinods der "schönsten Nebensache der Welt" gesammelt, gesichtet, geordnet und ausgewählt. Auf 30 Tafeln mit Fotos und Texten bietet sich dem Betrachter ein eindruckvolles Bild der Fußballgeschichte im Kreis und der Region.

Kein Wunder, dass sich bei so viel Begeisterung der Initiatoren ein angemessener Schirmherr nicht lange suchen und bitten ließ: Weltmeister Wolfgang Overath eröffnete die Ausstellung, die bis zum WM-Finale im Kreishaus zu sehen ist. "Was hier gezeigt wird, stellt den Fußball dar, wie er wirklich gewesen ist", sagte Overath.

Ein passendes Kompliment. Die meisten Exponate zum Thema Schiedsrichter steuerte ein echtes Fußball-Urgestein im Rhein-Sieg-Kreis bei. Clemens Bruch, der langjährige Geschäftsführer der CDU-Kreistagsfraktion, beendete nach 45 Jahren am 2. Mai 1999 seine aktive Laufbahn als "Schiri". Der Unparteiische aus Leidenschaft stellte Stoppuhr, Karten und Pfeifen zur Verfügung. Bruch bildet den ersten Teil des Ausstellungstitels "Pfeifenmann".

Der zweite Teil, "Pfostenbruch", ereignete sich übrigens beim Kreisklassenspiel zwischen dem TuS Schladern und den Sportfreunden Sieglar. Am 3. März 1974 ereignete sich die kuriose Geschichte auf dem Platz in Windeck-Rosbach. Da das eigene Fußballfeld unbespielbar war, musste der TuS, mit dem Rücken zur Wand des Abstiegs, auf den Platz des Nachbarn ausweichen.

In der 89. Minuten, beim Stand von 2:1 für die Gäste, geschah das unerwartete Ereignis: Ein Tor brach zusammen. Schiedsrichter Adolf Fritzner gab den Gastgebern genau 20 Minuten Zeit, das gebrochene Tor wieder aufzubauen. Aber so sehr sich die Gastgeber auch mühten, sie schafften es nicht. Der Schiedsrichter brach das Spiel ab.

Und den Gerüchten waren Tür und Tor geöffnet: Die Sieglarer sagten, ein Zuschauer hätte das Tor endgültig zerlegt und wähnten dahinter einen "Vorsatz". Die Schladerner hingegen meinten, der Pfosten sei morsch gewesen. Sie forderten Revanche. Zunächst fühlten sie sich im Recht, weil ihnen die Kreisspruchkammer selbiges zusprach. Doch zuletzt lachten die Sieglarer: Die Bezirksspruchkammer revidierte das Urteil mit dem Ergebnis, dass der TuS die Punkte verlor und zudem auch noch 20 Mark Strafe bezahlen musste. Eine herrliche Anekdote.

Wer mehr solcher Geschichten nachlesen möchte, ist bei der Ausstellung goldrichtig und kann zudem auch noch etwas für den guten Zweck tun. Das Maskottchen der Ausstellung, "Archiball", kann auf Kappen, Tassen und Schlüsselanhängern erworben werden. Der Erlös geht an den Katholischen Verein für Soziale Dienste (SKM). Zur Ausstellung gibt es ein Buch. Das 400 Seiten starke Werk erscheint zum Beginn der WM in der Publikationsreihe des Geschichts- und Altertumsvereins für Siegburg und den Rhein-Sieg-Kreis.

Die Ausstellung "Pfeifenmann und Pfostenbruch" ist noch bis zum 9. Juli im Foyer des Kreishauses Siegburg zu sehen.

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