Obstbaum schlägt Buche

Im Möbelbau liegen heimische Hölzer im Trend - Generell sind dunkle Möbel weiterhin beliebt

Die Buche, seit vielen Jahren der Holzlieferant Nummer Eins für die Möbelindustrie, bekommt zunehmend von anderen Holzarten Konkurrenz: Obstbaumhölzer wie Nussbaum, Pflaumenbaum, Apfelbaum oder Wildkirsche sind stark im Kommen. Olivenbaumholz und Bambus liegen im Trend. Designbewusste Kunden tendieren zu massiven Möbeln in warmen Farben und mit interessantem Holzbild.

"Ich beobachte diesen Wandel seit vielleicht vier bis fünf Jahren", sagt Ralph Münz, der seit vergangenem Januar die Schreinerei "Innenausbau Münz" in Bad Godesberg betreibt, "das Material Buche ist zu abgegriffen. Möbel sollen jetzt eine stärkere eigene Note haben." Er hat gerade ein Parkett aus Bambus verlegt und einen Waschtisch aus Oliven-Baumholz gefertigt. "Birnbaum wird ebenfalls gewünscht", weiß Münz, "das Holz hat eine starke Maserung und eine gelblich-rötliche Farbe."

In der Öko-Schreinerei von Stefan Hampel in Bonn-Limperich wird auch gelegentlich Zwetschge oder Apfel verarbeitet: "Daraus werden aber meist nur Meisterstücke gemacht. Das Holz von Pflaumen-, Zwetschgen- oder Apfelbäumen kann nicht in so großen Stämmen abgeholzt werden. Die Bäume verzweigen sich schon auf einem niedrigen Stamm. Deswegen kann man daraus fast nur kleine Möbel bauen." Die haben dann aber ihren besonderen Reiz. "Zwetschgenholz zum Beispiel hat eine enorme Farbenvielfalt. Das Spektrum reicht von rotbraun bis violett. Neue Möbelstücke sind unglaublich faszinierend. Im Laufe der Zeit verliert sich dieser starke Farbkontrast leider."

Meist verarbeitet Stefan Hampel bei den Obstbaumhölzern Kirschbaum- oder Nussbaumholz, das in großen Stücken erhältlich ist. Er fertigt vorwiegend Nutzmöbel. "Wir haben vor kurzem einen schweren Esstisch aus Nussbaumholz geschreinert", sagt er. Wegen seiner Spezialisierung auf die "Öko-Schreinerei" arbeitet er vorwiegend mit heimischen Hölzern.

Bei seinen Kollegen - rund 150 Mitglieder hat die Tischler-Innung im Kreis Bonn/Rhein-Sieg und rund zwei Drittel von ihnen befassen sich mit dem Innenausbau - sind auch importierte Hölzer gefragt. Zebrano-Holz etwa wird aus Afrika importiert und ist wegen seiner Streifen-Optik ebenso beliebt wie das aus dem asiatischen Raum stammende Bambusholz.

"Beim Bambus ist speziell der dunklere Ton gefragt. Generell sind ja dunklere Hölzer im Trend", hat Stefan Rathjen von der Tischlerei Drews und Rathjen OHG in Niederkassel Mondorf festgestellt. Für sich selbst hat er im vergangenen Jahr ein Schlafzimmer aus Kirschbaum gefertigt: "Das Holz hat einen schönen glänzenden Bernstein-Ton, wenn es poliert ist."

Bei der Wahl der Hölzer für ihre neuen Möbel achten die Kunden nach Meinung von Ralph Münz nicht nur auf Optik. Was bei der Kundschaft des Öko-Schreiners Stefan Hampel schon seit vielen Jahren angesagt ist, wird zu einem generellen Trend. Ralph Münz: "Immer mehr Menschen interessieren sich für die Herkunft der Hölzer.

Statt für Tropenhölzer, die eventuell aus bedrohten Waldgebieten stammen, entscheiden sie sich lieber für einheimische Baumarten." Der Preis für das Holz sei häufig der gleiche.

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